Zehn Börsenregeln für Anleger
von Arnd Hildebrandt
„Robert Farrell war bei Merrill Lynch für die Technische Marktanalyse zuständig. Er gilt als ein Nestor dieser Disziplin. Nun hat David Rosenberg, der für Nordamerika zuständige Chefökonom von Merrill, von Farrell stammende „Zehn Regeln zur ständigen Beachtung“ dargelegt und mit Ereignissen untermauert.
- 1. „Die Märkte neigen zur Rückkehr auf Mittelwerte.“
Dies ist eine der Kernaussagen, die Robert Farrells gesamte analytische Arbeit wie ein roter Faden durchzieht. Sie korrespondiert eng mit einer weiteren, von ihm immer wieder angeführten: Das Pendel (einer Uhr) schwingt von einem Extrem zum anderen. David Rosenberg führt hierzu aus, ein Blick zurück auf die Vergangenheit zeige, dass alle Märkte ohne Ausnahme nach größeren oder sogar extremen Bewegungen letzlich wieder zu Mittelwerten zurückkehrten. Dagegen könne man zwar einwenden, die Aktienkurse seien über die Jahre und Jahrzehnte hinweg tendenziell immer gestiegen. Dies sei bei dieser Betrachtungsweise aber nicht von Bedeutung. Vielmehr müssten Größen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Verhältnis zwischen dem Kurs einer Aktie und dem Buchwert je Anteil des dahinter stehenden Unternehmens sowie die Dividendenrendite betrachtet werden. In allen Fällen gälten die jeweiligen langjährigen Durchschnittswerte als Orientierungspunke. Dies sind nach Rosenberg Richtgrößen, die mit Blick auf den zu erwartenden Ertrag stets entscheidendes Gewicht für Anleger haben. Auch entsprechende Bewertungsmaßstäbe für Immobilien wie die Mieten und der Wert von Häusern im Verhältnis zum Bruttoinlandsprdukt offenbarten eine sehr ausgeprägte Tendenz zur Rückkehr auf Mittelwerte.
- 2. „Es gibt keine ‚neuen Zeitalter‘ – Exzesse sind nie von Dauer.“
Auf dem Höhepunkt eines Exzesses oder einer spekulativen Blase greift die Vorstellung um sich, es habe eine „neue Ära“ begonnen, erläutert Rosenberg diese Regel. Es breite sich der Glaube aus, eine einmal entstandene Knappheit werde nie wieder zu beseitigen sein. Diese Regel korrespondiert mit der Aussage Sir John Templetons, des Gründers der gleichnamigen Gruppe von Investmentfonds, die gefährlichsten Wörter auf dem weiten Feld der Kapitalanlage seien „Dieses Mal ist alles anderes“. Jedem müsse sich Skepsis gegenüber Schlagwörtern und Verknappungsthesen aufdrängen, erklärt Rosenberg. „New Economy“ oder „Peak Oil“ lauteten beispeielsweise Parolen, die einen grundlegenden Wandel oder eine unumkehrbare Knappheit beschreiben sollten und die Stimmung unter den Kaufwilligen immer weiter anheizten.“
Text: FAZ, 27. September 2008, Seite 20
Fortsetzung folgt
1 Kommentar:
Sollte Stoff der Mittelstufe sein!
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