Donnerstag, 24. September 2009

Überhangmandate


Christian Lindner

FDP-Mann wählt Bosbach (CDU)

VON CHRISTIAN WIERMER



Berlin/Köln - Das ist mal ein ungewöhnlicher Schritt im Wahlkampf: Ein Bundestagskandidat kündigt an, dass er am Sonntag seinen Gegner wählen wird.

Wie bitte?! Im EXPRESS sagt Christian Lindner, FDP-Bewerber im Rheinisch-Bergischen Kreis, voraus, dass er sein Erststimmen-Kreuzchen bei der Bundestagswahl neben CDU-Konkurrent Wolfgang Bosbach machen wird.

Der Unions-Fraktions-Vize hatte den Wahlkreis 2005 mit knapp 50 Prozent klar gewonnen.

Lindner, der seit neun Jahren im Düsseldorfer Landtag sitzt und nun nach Berlin will, sieht für sich keine Chance auf das Direktmandat. Und da er zudem viel von Bosbach halte, werde er eben für ihn stimmen. Der Generalsekretär der NRW-FDP: "Da es knapp werden kann, rege ich eine rationale Wahl an. Die Leute sollten mit einer Erststimme für Bosbach und einer Zweitstimme für mich Schwarz-Gelb sichern. Mit Wolfgang bin ich zwar bei Bürgerfreiheiten oft nicht einer Meinung, aber darüber diskutiere ich mit ihm lieber in einer Koalition."

Abwegig ist Lindners Gedanke nicht. Er weiß, dass ein direkter Sieg von Bosbach die Chance für die Union auf Überhangmandate erhöht. Das wiederum könnte eine FDP-Union-Mehrheit im Bund sichern.

Und dennoch überrascht die außergewöhnliche Ankündigung des FDP-Politikers. Gegenkandidat Bosbach freut sich natürlich über die Stimme und den Wahlaufruf des Gegners. Der Innenpolitiker: "Auch ich kämpfe ohne Wenn und Aber für Schwarz-Gelb. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Christian Lindner, denn er ist ein wirklich feiner Kerl."


Dienstag, 22. September 2009

Strompreis

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"Not being able to govern events, I govern myself." - Michel de Montaigne

Montag, 21. September 2009

Kernenergie - Störfälle von deutschen Umweltministern

Russische Birken im September

FAZ 10.9.09


Dank an Dr. Ludwig Lindner für seinen Brief am 14. August, in dem er zwölf Irrtümer von Jürgen Trittin in dessen F.A.Z.-Artikel vom 16. Juli korrigiert. Dazu hatte bereits Stefan Dietrich in der F.A.Z. vom 24. Juli beigetragen, als über die internationale Definition von Betriebsstörung und Störfall von Kernkraftwerken hingewiesen wurde. Die Bewertung erfolgt nach der sogenannten Ines-Skala der Internationalen Atomenergiebehörde. Nach dieser Ines-Skala (International Nuclear Event Scala) unterscheidet man insgesamt acht Stufen, nach denen man Vorfälle in Kernkraftwerken an das Amt für Strahlenschutz (BfS) melden muss, eine Behörde des Umweltministers. Die normalen Betriebsstörungen, wie sie bei technischen Anlagen üblich sind und die kein nukleares Gefahrenpotential beinhalten, werden in die unterste Stufe, nämlich in Stufe nNull, eingeordnet. Wenn Abweichungen vom Normalbetrieb auftreten, spricht man von Stufe 1 - in Deutschland bisher erst dreimal passiert! Wenn diese Ereignisse mit Kontamination von nuklearer Strahlung für das Personal auftreten, wird dies als Störfall in die Ines-Skala Stufe 2 eingeordnet und für die Umgebung in Stufe 3, das dann eine eventuelle Abschaltung des Kernreaktors erfordert. Bei Stufe 0 und 1 spricht man also von Betriebsstörung und ab der Stufe 2 von Störfall bis zur Explosion mit Stufe 7. Diese Definitionen werden nun von zahlreichen sogenannten Experten bis zum Ex-Umweltminister Trittin und amtierenden Minister Gabriel - unbewusst oder bewusst - verwechselt, so dass Hunderte von durchaus üblichen Betriebsstörungen zu angeblichen Störfällen umgewandelt wurden, um Angst zu erzeugen und um Politik gegen die sogenannte "Atomlobby" zu betreiben!

Wenn man diese Praktiken der Volksverdummung mit den Bewertungen der Ines-Skala einordnet, kann man vergleichbar sagen, diese Aussagen von normalen Politikern sind als "Betriebsstörung" der Öffentlichkeit anzusehen, insbesondere in Zeiten von Wahlkämpfen. Wenn aber diese Methoden von Personen mit größerer Verantwortung wie von einem Ex-Minister oder einem amtierenden Bundesminister, gleichgültig von welcher Partei, praktiziert werden, die ja eine unbestreitbare "Kontamination" und Vergiftung der Öffentlichkeit beinhalten (und sicherlich auch erzielen sollen), dann sollte man diesen Betrieb schleunigst abschalten. Dies sind "Störfälle" analog zur Ines-Skala mit mehreren schweren Ausfällen, die analog zur Stilllegung des Betriebes beziehungsweise des Ministeriums führen müssen. Die deutsche Industrie braucht eine einheitliche Stimme mit Sachverstand für ein energiepolitisches Konzept zur Stromproduktion, auch international, nämlich das für Energiepolitik zuständige Wirtschaftsministerium..

DR.-ING. JÖRG KREKEL, ESSEN

Sonntag, 20. September 2009

"Katyń" von Andrzej Wajda

Fluß Moskwa südwestlich von Moskau am 17.09.2009

Die wahre Geschichte einer blutigen Lüge


Eine Rekonstruktion, ein Stück Autobiographie, ein Schlüsselfilm über die polnische Nachkriegszeit - das alles ist Andrzej Wajdas "Das Massaker von Katyn".

Am Ende, als die Züge mit den Gefangenen entladen werden, als die schwarzen Lastwagen und die großen Bagger anrücken und die Henker mit den Armeerevolvern ihr grausiges Handwerk beginnen, ist dieser Film ganz einfach und klar. Man sieht, wie die Männer mit den grünen Uniformen, viele von ihnen im Generals- und Majorsrang, aus den Lastwagen gezogen werden, wie sie mit zitternden Lippen ihr letztes Vaterunser sprechen, während man ihnen Stricke um Hals und Hände bindet, wie der Genickschuss ihre Köpfe zerfetzt und sie mit blutiger Stirn vornüberfallen, bis ihre Körper in frisch ausgehobenen Gruben in langen Reihen neben- und übereinanderliegen. Planierraupen beginnen damit, die Leichen mit Erde zu bedecken. So, sagt der Film, ist es gewesen, so geschah es in Katyn im Frühjahr 1940, und kein Fragen und Zweifeln löscht diese Bilder wieder aus.

Zuvor aber, eineinhalb Stunden lang, hat der Film selbst gefragt, gezweifelt und argumentiert. Er hat Figuren und Dialoge, Wochenschaubilder und Spielszenen zu einem vertrackten Mosaik aus Fiktionen und Dokumenten zusammengesetzt, um der geschichtlichen Wahrheit auf den Grund zu gehen - und so eine ganz andere Geschichte über Katyn erzählt. Nicht die Geschichte des Massakers, sondern die seiner Interpretation, seiner Indienstnahme, seiner Entstellung. Die Geschichte einer Lüge, die auf den Massengräbern wuchs. Und die Geschichte des Staates, der auf dieser Lüge gegründet wurde: die Geschichte des sozialistischen Polen. Der Film zerfällt in zwei Teile, eine lange Erzählung der Lebenden und eine kurze Erzählung der Toten, und es ist gerade diese Uneinheitlichkeit, diese dramaturgische Unwucht, die Andrzej Wajdas "Massaker von Katyn" so faszinierend macht.

Unter den vielen Traumata der polnischen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts ist Katyn eines der schrecklichsten. Im April und Mai 1940 ermordeten und verscharrten Einheiten des sowjetischen Innenministeriums NKWD in dem westrussischen Ort und in zwei anderen Gefangenenlagern etwa fünfzehntausend polnische Armeeangehörige und Zivilisten: Lehrer, Journalisten, Schriftsteller, Anwälte, Chirurgen, Ingenieure - die Hälfte des Offizierskorps und die Blüte der polnischen Intelligenz. Als die deutsche Wehrmacht die Massengräber im Wald von Katyn Anfang 1943 entdeckte, berief sie eine internationale Expertenkommission ein, an der auch Exilpolen teilnahmen, und schlachtete deren Ergebnisse für ihre antibolschewistische Kriegspropaganda aus.

Nach der Rückeroberung des Gebiets Ende 1943 stellte die Sowjetunion eine eigene Untersuchungskommission zusammen, die das Massaker mit Hilfe gefälschter Beweise den Deutschen in die Schuhe schob. Im kommunistischen Ostblock wurde diese Lüge zur offiziellen Geschichtsdoktrin. In Polen war selbst die Erwähnung des Ortsnamens jahrzehntelang verboten. Erst 1990 gestand Michail Gorbatschow offiziell die sowjetische Täterschaft ein. Zwei Jahre später übergab der russische Präsident Jelzin dem polnischen Staat eine Akte, in der die Schuld Stalins und seines NKWD-Chefs Lawrenti Berija dokumentiert ist.

Unter den Toten von Katyn war auch Leutnant Jakub Wajda, der Vater des Regisseurs. Seine Witwe, eine Lehrerin, klammerte sich viele Jahre lang an die Illusion, ihr Mann würde eines Tages heimkehren. Der Film erzählt, wenn auch mit anderen Namen und familiären Konstellationen, ihre Geschichte. Sie beginnt Ende September 1939, als sich flüchtende Zivilisten auf einer Flussbrücke in Ostpolen zusammendrängen. Die Lage ist aussichtslos: Im Westen steht die Wehrmacht, im Osten die Rote Armee. Aber Anna (Maja Ostaszewska) zieht weiter, um ihren Mann Andrzej (Artur Zmijewski), einen Offizier der polnischen Armee, vor dem Abtransport in ein russisches Gefangenenlager ein letztes Mal zu sehen. Drei Jahre später, als bekannt wird, was in Katyn geschah, stellt Anna erleichtert fest, dass sich der Name ihres Mannes nicht auf der Liste der Toten befindet. Den Grund dafür haben wir in einer Parallelhandlung erfahren: Andrzej hat sich von einem Kameraden dessen Pullover mit eingesticktem Namen schenken lassen. Seine Frau ahnt davon nichts.

Nach dem Krieg taucht jener Armeekamerad (Andrzej Chyra), der sich den polnischen Einheiten der Roten Armee angeschlossen hat, bei Anna auf, um ihr den Tod ihres Mannes zu verkünden und ihr seinen Schutz anzubieten. Sie weist ihn ab. Er übergibt seine Beweisstücke - darunter das Tagebuch des Toten - einer Widerstandsgruppe. Kurz darauf, nach einem Streit im Offizierskasino über die Schuld an den Massakern, erschießt er sich. Einige Wochen später erhält Anna das Tagebuch Andrzejs.

Das ist der eine, längere Strang der Geschichte. Der andere, ein wenig kürzere handelt von der Frau eines Generals (Danuta Stenka), deren Mann ebenfalls in Katyn ermordet wurde. Die Gestapo will ihre Trauer für Propagandazwecke ausnutzen. Sie verweigert sich. Nach Kriegsende kommen ihre Kinder, die im polnischen Widerstand gekämpft haben, nach Krakau zurück. Ihr Sohn stirbt auf der Flucht vor einer russischen Armeepatrouille. Um seinen Grabstein zu bezahlen, verkauft seine Schwester ihr blondes Haar an eine Schauspielerin, die ihre Haare in Auschwitz verloren hat. "Wer die Haare eines anderen trägt, übernimmt seine Last", sagt der Friseur, der den Schopf abschneidet.

In solchen Szenen überschreitet die Symbolik des Films die Grenze zum Zwanghaften. Man sieht, wie Wajda sich müht, den Blick von seiner eigenen Biographie auf das kollektive Schicksal umzulenken, wie er Figuren erfindet, um Standpunkte zu erläutern und nicht, weil sie dramaturgisch notwendig wären. Da ist eine Kunstprofessorin, die offenbar nur auftaucht, damit sie verkünden kann, es werde ein freies Polen niemals mehr geben; oder jener Arzt, der die Dokumente von Katyn einmauern lässt, um sie vor den Häschern des kommunistischen Staates zu verstecken. Solche Menschen hat es hunderttausendfach in der Nachkriegsgeschichte Polens gegeben, und es gibt sie hundertfach in Wajdas Filmen seit "Der Kanal" und "Asche und Diamant". Hier aber wirken sie aufgesetzt. Am Ende ist "Das Massaker von Katyn" doch allein Annas Geschichte: das Drama einer vergeblichen Hoffnung und einer unerträglichen Wahrheit.

Diese Wahrheit zeigen die letzten zwanzig Minuten des Films. Was kein Zeuge je erzählt, kein Kameraauge erblickt hat, wird in ihnen mit quälender Gründlichkeit enthüllt, vom Kaliber der Mordwaffen bis zum Abdruck der russischen Armeestiefel in der Blutlache, die sich am Boden des Erschießungskellers gebildet hat. Man kann diese Bilder übertrieben grausam finden, maßlos in ihrer Akribie. Aber um ihretwillen ist "Das Massaker von Katyn" gedreht und produziert worden. Polen hat auf diesen Film sechzig Jahre lang gewartet. Im Vergleich dazu sind zwanzig Kinominuten ein Wimpernschlag.

ANDREAS KILB


Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.09.2009, Nr. 217, S. 34

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"Katyń" Wajdy "najdłużej i najmocniej oczekiwanym polskim filmem"

PAP | dodane 2007-04-11 (15:05)


"Katyń" w reżyserii Andrzeja Wajdy to "dzieło najdłużej i najmocniej oczekiwane spośród polskich dzieł filmowych" - ocenił na konferencji prasowej w Warszawie minister kultury i dziedzictwa narodowego Kazimierz Michał Ujazdowski.

Z ministrem zgodziła się dyrektor Polskiego Instytutu Sztuki Filmowej (PISF), Agnieszka Odorowicz. To być może najbardziej oczekiwany polski film ostatnich kilkudziesięciu lat - uznała Odorowicz.

"Katyń" to nowy tytuł nadany filmowi Wajdy, wcześniej dramat określano jako "Post Mortem. Opowieść katyńska". Na środowej konferencji po raz pierwszy pokazano dziennikarzom fragmenty filmu. Przypomniano, że jego uroczysta premiera odbędzie się 17 września w Teatrze Wielkim w Warszawie.

To coś więcej niż film. To również wypełnienie zobowiązania wobec pokoleń, które przeżyły wojnę, okupację, a potem lata zniewolenia. I wielkie wyzwanie przekazania prawdy młodemu pokoleniu - powiedziała szefowa PISF. Minister Ujazdowski podkreślił zaś, że film ten nie powinien być "pojmowany wyłącznie jako lekcja historii, gdyż to przede wszystkim dzieło artystyczne".

Sam Wajda zapowiedział, że "Katyń" nie przedstawi z pewnością wszystkich historycznych aspektów związanych z tą tragedią. Tytuł bierze na siebie bardzo ciężkie jarzmo. Może z niego wynikać, że film zawiera wszystkie historyczne aspekty, a to przecież niemożliwe. On opowiada historie o ludziach - ocenił reżyser.

Mówiąc o "Katyniu", Wajda wspominał reakcje publiczności na swój inny film - "Kanał" z 1956 roku. "Kanał" był zrobiony po wydarzeniach Powstania Warszawskiego i rozumiałem dobrze wszystkie żale; głosy, które zwracały się do mnie, że nie uwzględniłem różnych aspektów, że opowiedziałem jedynie tę historię - powiedział.

Wajda podkreślił, że decyzja o zrealizowaniu filmu na temat tragedii katyńskiej była dla niego najtrudniejszą w życiu. "Katyń" to dla reżysera film bardzo osobisty. Ojciec Wajdy, Jakub, oficer Wojska Polskiego, zginął w Katyniu.

Dramat "Katyń" przedstawi losy kobiet - matek, żon i córek polskich oficerów zamordowanych w 1940 roku w lasach katyńskich przez NKWD. Powstał na podstawie powieści Andrzeja Mularczyka. Autorem zdjęć jest Paweł Edelman.

W głównych rolach wystąpili: Jan Englert, Andrzej Chyra, Artur Żmijewski, Paweł Małaszyński, Władysław Kowalski, Maja Ostaszewska, Magdalena Cielecka, Danuta Stenka, Maja Komorowska i Stanisława Celińska.

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Der Film "Katyn" erzählt von einem historisch wahren Massaker im Zeichen des roten Sterns: Im Frühjahr 1940 bringt der russische Geheimdienst 14.000 polnische Kriegsgefangene um.

Wajdas Film "Katyn" hatte in Moskau Premiere

Von Paul Flückiger 20. März 2008, 09:54 Uhr

Dieser Film bewegt: Andrzej Wajdas "Katyn" hatte in Moskau im "Haus des Kinos" Premiere. Wajdas Aufarbeitung des sowjetischen Massenmordes an Tausenden von polnischen Offizieren im April 1940 rührte die Zuschauer sichtlich. Der Vorführung waren wochenlange Verhandlungen voraus gegangen.

Mit reger Anteilnahme hat die polnische Presse die russische Premiere von Andrzej Wajdas Alterswerk „Katyn“ kommentiert. Ziemlich genau einen Monat nach der Berliner Premiere, an der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahm, wurde Wajdas Film über den sowjetischen Massenmord vom April 1940 in Katyn bei Smolensk an Tausenden von polnischen Offizieren im Moskauer „Haus des Kinos“ gezeigt. Unter den gut tausend geladenen Gästen befand sich der russische Präsidentenberater für die Beziehungen zur Europäischen Union, Sergej Jastrzemski. „Ich bin sehr gerührt, dass dieser Film in Moskau gezeigt wird“, kommentierte Andrzej Wajda die russische Premiere. „Nie hätte ich gedacht, dass es dazu kommt.“

Tatsächlich waren der Vorführung wochenlange Verhandlungen vorausgegangen. Das Anliegen Wajdas soll demnach im Februar vom polnischen Regierungschef Donald Tusk direkt bei Putin vorgetragen worden sein. Die russische Militärstaatsanwaltschaft hatte den Polen während Putins Präsidentschaft eine Öffnung der Archivbestände zu Katyn verweigert, obwohl sowohl Michail Gorbatschew als auch Boris Jelzin sich offiziell für das Massaker entschuldigt hatten. Russische Zeitungen hatten zum Jahresbeginn dennoch die alte Sowjetpropaganda hervorgekramt und behauptet, die polnischen Offiziere seien 1941 von den Nazis ermordet worden.

„Wäre diese Tragödie nicht jahrzehntelang mit Lügen überzogen worden, hätte ich diesen Film nicht drehen müssen“, sagte Wajda, der in Katyn seinen Vater verloren hat. „Der Regisseur ist sehr delikat mit den schwierigsten Themen umgegangen“, lobte der russische Präsidentenberater Jastrzembski. Ähnlich wie in Polen, wo bisher weit über eine Million Zuschauer „Katyn“ gesehen haben, hätten auch in Moskau viele Zuschauer das Kino mit Tränen in den Augen verlassen. Auch die russische Presse lobte den Film, gab ihm allerdings kaum Chancen auf einen Vertrieb in regulären Kinos.

Sonntag, 13. September 2009

Polnische Perspektive


Refrath Saahler Mühle


Von Dan Diner


Vor siebzig Jahren wurde in Moskau der Hitler-Stalin-Pakt geschlossen – ein unheimliches Zeichen der Zeit


Am 24. August 1939 wurde in Moskau – mit dem Datum vom 23. August – der sogenannte Hitler-Stalin-Pakt unterzeichnet: vom deutschen Reichsaussenminister Joachim von Ribbentrop und vom sowjetischen Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten, Wjatscheslaw Molotow. Seine historischen Voraussetzungen waren ebenso komplex wie seine Folgen.


Polnische Perspektive


Als der «imperialistische» Krieg im Frühsommer 1940 indes wider sowjetisches Erwarten keineswegs die erhofften Muster des Grossen Krieges der Jahre 1914/18 wiederholte, sondern stattdessen in einem für alle überraschenden französischen Zusammenbruch endete, klangen die damals von Molotow der Reichsführung übermittelten Glückwünsche schon erheblich verhaltener. Und als die Sowjetunion als Reaktion auf den deutschen Sieg über Frankreich die baltischen Staaten und Bessarabien überhastet annektierte, stiess dieses Vorgehen in Berlin nicht gerade auf einhellige Zustimmung. Zunehmend bildeten sich am Horizont die Konturen zukünftiger deutsch-sowjetischer Zwistigkeiten aus – dies vor allem anhand widerstreitender Bestrebungen auf dem Balkan, genauer in Bulgarien. Dies alles freilich ganz unabhängig von dem ideologisch feststehenden Begehren Hitlers, die Sowjetunion alsbald in einem verheerenden Vernichtungskrieg niederzuwerfen.


Aus polnischer Perspektive, vor dem Hintergrund leidvoller, geopolitisch bedingter Erfahrung mit übermächtigen Nachbarn im Westen und Osten, nahm sich das deutsch-sowjetische Zusammenspiel des Jahres 1939 aus wie eine historische Wiederholung. Erlebt wurden der deutsche Überfall und die sowjetische Teilnahme als vierte Teilung Polens – freilich verschärft um ein ideologisches Novum: den als gleichermassen totalitär erfahrenen Charakter des Nationalsozialismus deutscher und des Kommunismus russischer Prägung. Der sich daraus ergebende polnische Antitotalitarismus ist dieser Umstände wegen national imprägniert. Die tragische machtpolitische Konstellation des zwischen Deutschland und Russland gelegenen Landes wird in ein freiheitliches, tief im 19. Jahrhundert verwurzeltes Pathos übergeführt. So wird der 23. August 1939 auch zu einer Art von Gründungsdatum der Verkehrung all dessen, was der Tugend der ersehnten Freiheit in Gestalt der polnischen Nation entspricht.


Die Totalitarismustheorie


Auch für die westliche, vornehmlich angelsächsische Vorstellung von Totalitarismus ist der 23. August 1939 so etwas wie ein Gründungsdatum, wenn auch von einer anderen Art. Die anfängliche Bestürzung im Westen darüber, dass offensichtlich antagonistische Regime wie Nationalsozialismus und Kommunismus über Nacht ihre Gegensätze hintanzustellen in der Lage sind, um gemeinsam zu handeln, hat der späterhin wirksamen Theorie vom Totalitarismus Auftrieb gegeben – vor allem in der Zeit des Kalten Krieges. Die Gemeinsamkeit zwischen roter und brauner Diktatur wurde in der institutionellen Ungebundenheit politischen Handelns ausgemacht. Allein Diktatoren des Typs von Hitler und Stalin und die von ihnen verkörperten Regime vermochten es, gleichsam aus dem Stand heraus, ohne Vorbereitung der öffentlichen Meinung, ohne parlamentarische, ohne repräsentative Abstützung eine sich dem gesunden Menschenverstand bzw. dem Geist der Zeit verschliessende Konstellation herbeizuführen. In Verbindung mit der auf «München 1938» folgenden Enttäuschung verdichtete sich das Bild der späten dreissiger Jahre zu einem Menetekel, auf das die Totalitarismustheorie die realistische – und für die politische Kultur des Westens insgesamt grundlegende – Antwort sein wollte.Dan Diner ist Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem sowie Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur der Universität Leipzig.


22. August 2009, Neue Zürcher Zeitung


Sonntag, 6. September 2009

Lebensweisheiten - Epiktet

Der See Czos bei Mrągowo




Versuchung und Widerstand
Vergiss nicht, bei jedem Vorfall in dich zu gehen und zu untersuchen, welches Mittel du besitzt, um daraus Nutzen zu ziehen:
Erblickst du einen Schönen oder eine Schöne, so wirst du ein Mittel dagegen finden – die Selbstbeherrschung, kommt Anstrengung, so findest du Ausdauer, kommt Schmach so findest du Kraft zum Erdulden des Bösen. Und wenn du dir das zur Gewohnheit machst, wird dich die Verstellung nicht hinreißen.


Was kostet Gemütsruhe
Fange also mit geringfügigen Dingen an: man verschüttet dir dein bisschen Öl, man stiehlt dir dein Restchen Wein. Denke dabei: So teuer kauft man Gelassenheit! So teuer Gemütsruhe! Umsonst bekommt man nichts!

Selbstverleugnung
Vergiss nicht, dass du dich im Leben wie bei einem Gastmahl betragen musst: Man bietet etwas herum, und es gelang zu dir. Strecke die Hand aus und nimm bescheiden davon; es geht an dir vorüber - halte es nicht auf, es will immer noch nicht kommen – blicke nicht aus der Ferne begehrlich darauf hin, sondern warte, bis es an dich kommt. Ebenso halte es im Bezug auf Kinder, Frauen, Ämter und Reichtum. Dann wirst du einst ein würdiger Tischgenosse der Götter sein. ...


Aus "Das Buch vom geglücken Leben"

Donnerstag, 3. September 2009

Radosław Sikorski – Außenminister Polens zum 70. Jahrestag des Kriegsausbruchs


"Wir sollen nicht über die anderen klagen, wir sollen vielmehr überlegen, inwieweit polnische Niederlagen eine Konsequenz unserer eigenen Fehler und Unterlassungen waren. Wir sollen von dem Martyriums-Sockel herunterkommen und die Dornenkrone ablegen."

Radosław Sikorski – Minister Spraw Zagranicznych

2009-08-29

Lekcje historii, modernizacja i integracja

Niemcy przekształciły się w dogłębnie demokratyczne państwo. Rosja od bez mała 20 lat idzie drogą prób modernizacyjnych i demokratyzacyjnych, które - jak mamy nadzieję - uczynią z tego kraju równie wiarygodnego partnera i przyjaciela


1 września w Gdańsku odbędą się międzynarodowe obchody 70. rocznicy wybuchu II wojny światowej. Rocznice polskie, jak wiadomo, rzadziej stwarzają sposobność do refleksji historycznej, częściej skłaniają do rocznicowej fety lub rocznicowego biadolenia.


Tym razem skupmy się na refleksji. Nie zaczynajmy od wyrzekania na innych, zastanówmy się, na ile polskie porażki wynikały z naszych błędów i zaniechań. Zejdźmy z martyrologicznego cokołu, zdejmijmy koronę cierniową.

Przegrana wojna polsko-niemiecka 1939 roku oznaczała klęskę cywilizacyjną "państwowości jagiellońskiej". II Rzeczpospolita była przednowoczesnym w istocie państwem wielonarodowym. Ze względu na zbyt krótki okres wspólnej "nowożytnej" państwowości poszczególne segmenty etniczne nie zespoliły się w jeden naród polityczny, tym bardziej że segmenty owe - z jednej strony np. mniejszość niemiecka, z drugiej - białoruska i ukraińska ludność Kresów - znajdowały się na różnych etapach procesu modernizacyjnego. Mozaikowość struktury socjoekonomicznej II RP czyniła z niej kłębek sprzeczności, gdzie współistnieją elementy przednowoczesne i zarazem enklawy modernizacji. Osobna sprawa to błędy polityki władz Rzeczypospolitej, zwłaszcza w wymiarze strategicznym. W rezultacie zasoby materialne ówczesnej Polski i jej możliwości rozwojowe były ograniczone, co odbiło się m.in. na kondycji jej sił zbrojnych w 1939 roku, zwłaszcza w zestawieniu z gigantycznym potencjałem militarnym III Rzeszy oraz ZSRR.

Sytuacji nie poprawiły też sojusze Polski. Waśnie z Litwą oraz z Czechosłowacją spowodowały, że nie powstał wiarygodny subregionalny układ powiązań sojuszniczych, w których znalazłaby się II RP. Co ważniejsze, logika zachowań międzynarodowych w Europie opierała się, jak i w wieku poprzednim, na zasadzie równowagi sił, z właściwą jej „polityką realną”, zbrutalizowaną przez oba totalitaryzmy - hitlerowski oraz stalinowski. Równowagę sił w Europie zawsze cechowała chwiejność i konfliktogenność, a praktyka szantażu, rozbiorów i inkorporacji narzucona przez III Rzeszę najkrótszą drogą wiodła do konfliktu europejskiego i światowego. Praktyce tej torowała drogę polityka pobłażania (appeasement) ze strony demokratycznych mocarstw Zachodu.

Dlatego z dzisiejszej perspektywy można powiedzieć: właściwej odpowiedzi na dylematy geostrategiczne i tożsamościowe Polski nie oferują jagiellońskie ambicje mocarstwowe. Jest nią natomiast nowoczesne państwo narodowe, przy czym przymiotnika "narodowy" używam nie w znaczeniu etnicznym, lecz politycznym, obywatelskim. Oznacza to, że zaangażowanie Polski w proces integracji europejskiej tylko wzmacnia nowocześnie pojmowany charakter polskiego państwa narodowego, sprzyjając zjawiskom modernizacyjnym. Modernizacja i integracja to dwa kluczowe pojęcia na współczesnym etapie rozwoju Polski.

Integracja europejska coraz bardziej określa podstawowe zasady polskiej polityki zagranicznej oraz krąg najbliższych partnerów i sojuszników. Wśród fundamentalnych pryncypiów współczesnej polityki europejskiej na podkreślenie zasługuje odejście od zasady równowagi sił i budowania koalicji przeciw najsilniejszemu państwu. Siłą rzeczy, traci zasadność archaiczny nakaz poszukiwania sojuszników "poprzez kolejną miedzę", na gruncie jednoczącej wrogości do wspólnego sąsiada. Zamiast tego bujnie dziś rozkwitają powiązania sąsiedzkie, zarówno w formie współpracy transgranicznej, jak i więzi subregionalnych (Beneluks, Grupa Wyszehradzka itd.) oraz większych ugrupowań w rodzaju francusko-niemieckiego "motoru" UE czy łańcucha państw tworzących tzw. Wielką Szóstkę lub Trójkąt Weimarski.

Powyższe zasady i wynikające z nich nowe uwarunkowania nie pozostały bez wpływu na fakt, że wśród głównych gości gdańskich uroczystości znaleźli się szefowie rządów krajów, z którymi 1 września 1939 roku bynajmniej nie łączyły nas więzi sojusznicze. To niemiecka kanclerz Angela Merkel oraz rosyjski premier Władimir Putin. Ich obecność w Gdańsku świadczy także o dynamice przemian, których doświadczyła najpierw, po 1945 roku, Europa Zachodnia, w tym i Republika Federalna Niemiec, a następnie po przełomie lat 80. i 90. ubiegłego wieku, Europa Środkowa i Wschodnia wraz z Rosją.

Jak powinniśmy odczytać ten znak czasu?

1 września upamiętniać będziemy zwycięstwo przede wszystkim nad zbrodniczą ideologią faszyzmu, która w latach 20. i 30. ubiegłego wieku, obok totalitarnego komunizmu, była "widmem krążącym po Europie" i ogarniającym całe grupy społeczne oraz państwa. Dzień 1 września wiążemy zarazem z datą 8 maja 1945 roku, dniem realnego - lub tylko symbolicznego - zwycięstwa wolnych narodów oraz narodów, które chciały wolności, nad hitlerowskim totalitaryzmem. Dla krajów Europy Środkowo-Wschodniej, takich jak Polska, zwycięstwo było, niestety, symboliczne, a wolność pozostawała niezrealizowanym celem. To co dla Związku Radzieckiego - mówiąc słowami Stanisława Jerzego Leca - było arką triumfalną, dla krajów Europy Środkowo-Wschodniej, w tym Polski, stało się jarzmem sowieckiego zniewolenia. W 1944 roku w rozmowie z jugosłowiańskim komunistą Milovanem Djilasem Stalin powiedział: "Ta wojna nie jest taka jak w przeszłości; kto okupuje terytorium, narzuca także swój własny ustrój społeczny. Każdy narzuca swój własny ustrój tak daleko, jak może dotrzeć jego armia".

Sowietyzacja stała się najjaskrawszym wyrazem polityki budowania stref wpływów. W jej wyniku Polska znalazła się poza obszarem, na którym następował nowatorski, odwracający całkowicie dotychczasową logikę dziejów europejskich, proces zachodniej integracji, ucieleśnionej przez NATO i EWG/UE. Proces ten zapewnił nie tylko jedność Zachodu, ale również jego skok cywilizacyjny w epokę postindustrialną.

Polska została owych dobrodziejstw integracji i rozwoju pozbawiona. Choć zapewne trudne jest dokonanie całkowicie zobiektywizowanego bilansu zysków i strat w okresie, gdy w Polsce panował sowiecki realny socjalizm, to gołym okiem było widać zapaść cywilizacyjną Polski/PRL, zwłaszcza w latach 80., zanim odzyskała ona pełnię suwerenności. Jedynie wysiłek transformacyjny po 1989 roku - czemu wydatnie sprzyjało uzyskanie przez Polskę członkostwa w NATO i UE - pozwolił naszemu krajowi na budowę nowoczesnej państwowości demokratycznej oraz na wysforowanie się do pierwszej dwudziestki światowych gospodarek.

Sowietyzacja nie zdołała otorbić narodów środkowo- i wschodnioeuropejskich własną alternatywą (anty-) kulturową, uczynić z nich trwałą przeciwwagę cywilizacyjną dla Zachodu. Nie darmo Stalin w 1945 roku trapił się swymi dwoma kardynalnymi błędami: że żołnierzowi rosyjskiemu pokazał Europę i że Europie pokazał żołnierza rosyjskiego. A przede wszystkim, że masowe kontakty żołnierzy i oficerów Armii Czerwonej z zachodnimi aliantami doprowadzić mogą do odrodzenia się "syndromu dekabrystowskiego" i aspiracji liberalizacyjnych. Destalinizacja po 1956 roku oraz narodziny ruchu dysydenckiego w ZSRR stanowiły pierwszą falę tych aspiracji, które przyczyniły się, w kolejnych dekadach, do upadku systemu sowieckiego.

W tym sensie rok 1945 był zaczynem współczesności, którą znamionuje zwycięstwo nad wszelką ideologią i praktyką totalitarną w Europie, ostatecznie dokonane bez mała pół wieku później. 1 września zatem upamiętniać będziemy również przezwyciężenie zimnowojennego podziału Europy i fiasko polityki sfer wpływów. Wyrażamy zarazem nadzieję, że tendencja ku przywracaniu Europie jedności - przejawiająca się w procesie rozszerzania instytucji zachodnich, zwłaszcza UE, w budowaniu partnerstwa strategicznego Unii z Rosją oraz w Partnerstwie Wschodnim - będzie dominować i nadawać kształt współdziałaniu zachodu naszego kontynentu z jego wschodem.

8 maja 1945 roku hitlerowskie Niemcy uznały swoją druzgocącą klęskę, a Związek Radziecki był jednym z głównych ich pogromców - jeśli nie głównym. Gdzie dzisiaj są Niemcy i Rosja? Niemcy przekształciły się w dogłębnie demokratyczne państwo, będące ostoją integracji europejskiej i euroatlantyckiej oraz kluczowym filarem zbudowanego na tej integracji porządku instytucjonalnego. Są sprawdzonym i wiarygodnym partnerem strategicznym, sojusznikiem i przyjacielem Polski. Rosja od bez mała 20 lat idzie drogą prób modernizacyjnych i demokratyzacyjnych, które - jak mamy nadzieję - uczynią z tego kraju równie wiarygodnego partnera i przyjaciela. Chyba nigdy w swoich dziejach oba te kraje - zwłaszcza Niemcy, ale także i Rosja - nie hołdowały tak wartościom demokracji i nie były tak inspirowane ich przesłaniem. To najlepszy prognostyk międzynarodowy dla Polski.

Obecność wysokiej rangi przedstawicieli Niemiec i Rosji podczas obchodów 70-lecia wybuchu II wojny światowej nabiera symbolicznego znaczenia. Świadczy o tym, że przesłanie tej wojny może być odczytywane jako nakaz gruntownej zmiany dotychczasowego wzorca rozwoju, odejścia od dawnych mocarstwowych i agresywnych pokus ku demokracji, współdziałaniu i integracji. Dowodzi, że zmiana autoidentyfikacji politycznej nie nadweręża tożsamości narodowej, bycie demokratą nie koliduje z tym, że jest się Niemcem czy Rosjaninem.

Podobnie jak Niemcy i Rosja dzisiejsza Polska zasadniczo różni się od swoich poprzednich historycznych wcieleń. Jej dzisiejszy potencjał rozwojowy i możliwość jego najpełniejszego wykorzystania zależy nie od statusu "jagiellońskiego" mocarstwa regionalnego. Obecne bezpieczeństwo Polski opieramy na dwóch filarach. Z jednej strony jest to system sojuszy i współdziałania oparty na integracji europejskiej i euroatlantyckiej. Z drugiej strony jest to proces modernizacji naszego kraju, ukierunkowany na zbudowanie nowoczesnego i demokratycznego państwa narodowego.

Celem modernizacji jest przyspieszenie rozwojowe, które w zasadniczej mierze zależy od nas, od naszej innowacyjności, wysiłku i konsekwencji. Skok modernizacyjny pozwoli nam czuć się dumnymi z polskiego państwa "naziemnego": nowoczesnego i sprawnego, zapewniającego narodowi polskiemu optymalne możliwości rozwoju oraz bezpieczeństwa. W taki właśnie sposób rozumiemy nauki, jakie należy wyciągnąć z klęski II Rzeczypospolitej w 1939 roku oraz z tragedii Państwa Podziemnego.

Źródło: Gazeta Wyborcza

Mittwoch, 2. September 2009

Noch zum Krieg - Hitler-Stalin-Pakt

Freundliche Verpackung

Putins Bemerkungen zum Hitler-Stalin-Pakt enthalten substantiell wenig Neues /
Von Reinhard Veser

So richtig schön sei er nicht gewesen, der Hitler-Stalin-Pakt, meint Putin. Aber so richtig falsch kann er ihn auch nicht finden.

Der Ton war neu, doch die Melodie war die alte. Kurz vor den Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen hat der russische Ministerpräsident Wladimir Putin den Hitler-Stalin-Pakt in einem "Brief an die Polen" als "unmoralisch" bezeichnet. Damit ging er scheinbar auf Polen zu und entschärfte einen historischen Streit, der in den vergangenen Wochen zu einer ernsten Belastung des russisch-polnischen Verhältnisses geworden ist. Zudem würdigte Putin in dem Text, der am Montag in der "Gazeta Wyborcza" veröffentlicht wurde, dass die Polen sich als Erste in Europa der nationalsozialistischen Aggression entgegengestellt haben - nachdem zuvor in den vom Kreml kontrollierten russischen Medien wochenlang mit wachsender Vehemenz die Behauptung verbreitet worden war, Polen habe ein Bündnis mit Hitler für einen Angriff auf die Sowjetunion angestrebt.

Und schließlich erwähnte Putin die Ermordung von mehr als 20 000 polnischen Offizieren und Intellektuellen durch den sowjetischen Geheimdienst im Frühjahr 1940, die ein Reizthema der russisch-polnischen Beziehungen ist: "Das russische Volk, dessen Schicksal von einem totalitären Regime verunstaltet worden ist, versteht die Empfindungen der Polen zu Katyn, wo Tausende polnische Soldaten ruhen. Wir müssen gemeinsam die Erinnerung an die Opfer dieses Verbrechens wachhalten." Diese Formulierung ist bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass die russische Militärjustiz in den vergangenen Jahren alle Bestrebungen zu einer juristischen Verfolgung der Morde mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt hatte - bis hin zu der Behauptung, die Massenerschießungen hätten der damaligen Rechtslage entsprochen.

In Polen, vor allem in der polnischen Regierung, wurden diese Worte Putins mit Erleichterung aufgenommen, weil damit die zuvor real scheinende Gefahr eines Eklats während der Danziger Gedenkfeiern gebannt war. Von der "Wortwahl eines Staatsmannes" war die Rede, und davon, dass man auf der Grundlage dieses Artikels über strittige Fragen diskutieren könne. Doch ob Putins Artikel über den Tag hinaus zu einer Entspannung beitragen kann, ist indes fraglich, denn in den meisten Punkten gibt er nur die bekannten Moskauer Positionen in einer freundlicheren Verpackung als sonst wieder.

Den Hitler-Stalin-Pakt stellt Putin als logische Folge des Münchner Abkommens vom September 1938 dar, durch das Frankreich und Großbritannien die Hoffnung auf einen gemeinsamen Kampf gegen den Nationalsozialismus zunichte gemacht hätten. Er stellt die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs so dar, als hätten die westlichen Demokratien und Polen aus unverständlichen Gründen eine Zusammenarbeit mit der Sowjetunion gegen Hitler abgelehnt und diese damit geradezu zu einem Bündnis mit Hitler gezwungen - auch wenn dieses unmoralisch gewesen sei. Dass nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Sowjetunion ein verbrecherisches Regime herrschte, dem die Nachbarn aus guten Gründen misstrauten, erwähnt Putin mit keinem Wort. Warum sollten London, Paris und Warschau im Sommer 1939 Stalins als Bedingung für ein Bündnis gegen Hitler vorgebrachte Forderung erfüllen, jederzeit sowjetische Truppen nach Polen bringen zu dürfen? Über diese Forderung findet sich in Putins Brief nichts. Auch der sowjetische Einmarsch im Osten Polens 17 Tage nach dem deutschen Überfall, mit dem Stalin den kämpfenden Polen in den Rücken fiel, kommt in Putins Darstellung der Geschichte nicht vor - dabei entfesselte die Sowjetmacht dort zwischen 1939 und Hitlers Angriff auf die Sowjetunion 1941 einen Terror gegen die Zivilbevölkerung, der dem der Nationalsozialisten kaum nachstand.

Die Anti-Hitler-Koalition nach 1941 stellt Putin als Beispiel dafür dar, dass Staaten sich über alle Unterschiede hinweg zum Kampf gegen das "globale Böse" einigen könnten. Adam Michnik, in den siebziger und achtziger Jahren einer der Köpfe der polnischen Opposition, hält dem in der "Gazeta Wyborcza" in einer Antwort auf Putin entgegen: "Für uns - wie für viele russische Demokraten - war Stalin ein Verbrecher und Aggressor; dieser Schöpfer des Gulag-Staates war Hitler ganz und gar vergleichbar." Auf Putins an die Polen gerichteten Satz, man habe im Krieg gegen Hitler gemeinsam gesiegt, antwortet Michnik: "Nein, Herr Ministerpräsident, nicht alle waren zusammen. Alexander Solschenizyn und Leopold Okulicki - um nur an diese beiden symbolischen Namen zu erinnern - saßen am Tag des Sieges in stalinistischen Gefängnissen und warteten auf ihren Prozess." Okulicki war der letzte Kommandeur der polnischen Untergrundarmee "Armia Krajowa" (AK); er wurde 1945 von den Sowjets verhaftet und vermutlich 1946 in Moskau hingerichtet - so wie 15 weitere Führer des polnischen militärischen Widerstands.

Putin stellt als Vorbild für eine Annäherung Polens und Russlands die deutsch-französische und deutsch-russische Aussöhnung vor. Darauf, dass die Voraussetzung für beides das Bekenntnis Deutschlands zu seiner Schuld im Zweiten Weltkrieg war, geht er nicht ein. Stattdessen suggeriert er mit Hinweisen auf dunkle Flecken in der polnischen Geschichte des 20. Jahrhunderts eine Symmetrie der Vergehen, die angesichts der Dimensionen der stalinistischen Verbrechen obszön anmutet. Vor diesem Hintergrund fordert Putin die Polen auf, die gegenseitigen geschichtlichen Vorwürfe zu vergessen.

Auf die Bestrebungen in Polen, dem Baltikum und der Ukraine, die stalinistische Schreckensherrschaft in das europäische Bewusstsein zu rücken, auf die das russische Außenministerium regelmäßig mit harschen Erklärungen reagiert, geht Putin nur indirekt ein, aber sie kommen vor - als Klage über Versuche, die Geschichte nach politischen Konjunkturen umzuschreiben.

"Wenn wir eine friedliche und glückliche Zukunft haben wollen, müssen wir Schlüsse aus der Geschichte ziehen", schreibt Putin. Halbwahrheiten seien immer heimtückisch - sie führten "unausweichlich zu neuen historisch-politischen Phobien, die Staaten und Völker gegeneinander aufhetzen". Das ist gegen jene Osteuropäer gerichtet, die eine Aufarbeitung des Stalinismus fordern. Aber es trifft genau die russische Geschichtspolitik, für die Putin verantwortlich ist.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.09.2009, Nr. 203, S. 10

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Dienstag, 1. September 2009

Krieg – 70 Jahre danach – Nie wieder Krieg!

Heute kann man viele Ansichtspunkte, die den Krieg betreffen, ansprechen, die Ursachen und Gründe benennen, hypothetische Szenarien „was wäre wenn“ unterbreiten...



Ich möchte allen den gedenken, die damals gelitten haben und deren Leben für immer durch den Krieg und seine Konsequenzen gezeichnet blieb... ich wage deshalb dem Leid und dem Grauen ins Gesicht zu blicken... der Bericht von Konrad Schuller bietet die Gelegenheit dazu.

Mein Vater war damals, am 1. September 1939, acht Jahre alt. Er hat überlebt... sein Vater nicht.



Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.09.2009, Nr. 202, S. 11

Kein Haus blieb verschont

Bei "Pazifizierungen" im besetzten Polen haben deutsche Truppen oft ganze Dörfer vernichtet. Im Fall von Borow sprechen aus den Akten auch die Täter.

Ein Bericht von Konrad Schuller

Es war am 2. Februar 1944 im von Deutschen besetzten Polen, am Feiertag Mariä Lichtmess, zu dem die Bauern geweihte Kerzen aus den Kirchen heimnehmen, um übers Jahr vor Blitzschlag geschützt zu sein. Auf dem Altar der kleinen, mit Gläubigen aus den umliegenden Weilern überfüllten Holzkirche von Borow legte Kaplan Stanislaw Skulimowski gerade Kelch und Hostienschale für die Feier der Eucharistie zurecht, als ein Amtsbruder das Kirchenschiff betrat.

Die Aussagen der Zeugen, die damals vom Gestühl oder von der Empore mit der goldverzierten Orgel aus die Szene beobachteten, stimmen nicht völlig überein. Es scheint aber, dass der Ankömmling, Pfarrer Wladyslaw Stanczak, der an diesem Morgen eigentlich in der Umgebung zu dem traditionellen Hausbesuch am Ende der Weihnachtszeit, der "Koleda", unterwegs war, zielstrebig die barocke Kanzel des Kirchleins bestieg, die Hände hob und in einem Ton, der als Sprechen begann und wegen des aufkommenden Lärms als Schreien endete, in die Menge rief, jeder, der laufen könne, möge nun laufen; die Deutschen kämen, die Dörfer im Walde stünden schon in Flammen, und wer jetzt nicht renne, müsse sterben.

Viele sind damals gerannt. Einige haben sich in den Wäldern retten können, die meisten aber, die damals die Warnung hörten, haben den kommenden Tag nicht mehr erlebt.

Die Szene, mit welcher der Untergang der fünf Dörfer Borow, Lazek Chwalowski, Lazek Zaklikowski, Szczecyn und Wolka Szczecka im letzten Jahr der deutschen Herrschaft in Polen begann, wird noch heute von den Überlebenden jenes Tages geschildert. Sie war der Beginn einer "Befriedung" - einer jener umfassenden Mordaktionen, wie sie für die Politik im "Generalgouvernement", dem als Sklavenreservat betriebenen Rest des zerschlagenen Polen, typisch waren.

Als Pfarrer Stanczak in der Kirche erschien, hatte sich der Ring der deutschen Schützenketten um die fünf Dörfer schon geschlossen. Trupps von zwei, drei Mann zogen systematisch von Haus zu Haus, erschossen Frauen, Kinder und Männer, zündeten Häuser und Ställe an. Das Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) in Lublin, dessen Staatsanwaltschaftliche Abteilung bis heute dieses Verbrechen untersucht, hat dieser Zeitung mitgeteilt, nach gegenwärtigem Wissen seien so am Lichtmesstag 1944 in Borow und in den umliegenden Dörfern 917 Menschen ermordet worden.

Diese "Pazifizierungen", wie heute in Polen die Vernichtungen ganzer Dörfer durch deutsche Truppen genannt werden, sind außerhalb des Landes so gut wie unbekannt geblieben. Die Welt kennt zwar das Ende von Oradour-sur-Glane in Frankreich oder Lidice in der Tschechoslowakei. Aber dass nach der Zählung des Historikers Czeslaw Madajczyk "Befriedungen" nach dem Muster der Aktion vom Lichtmesstag 1944 - also Terroraktionen mit jeweils mehr als zehn Todesopfern - in Polen etwa 750 Mal vorgekommen sind, ist in das historische Bewusstsein Europas nicht eingedrungen. Die Mordexpeditionen richteten sich meist gegen Dörfer, deren Bewohner im Verdacht standen, Partisanen zu unterstützen, oder gegen solche, die ihrer Pflicht zur Ablieferung landwirtschaftlicher Produkte für die Kriegswirtschaft nicht nachgekommen waren. Madajczyk zufolge sind bei diesen Kollektivmorden in Polen etwa 19 000 Menschen ums Leben gekommen. Oft genug - wie etwa bei der Aktion um Borow am 2. Februar 1944 - haben die deutschen Täter die Dorfbevölkerung vollständig vernichten wollen.

Bisher lagen Historikern und Staatsanwälten vor allem die Vernehmungsprotokolle polnischer Überlebender sowie einige sehr allgemein gehaltene Aktenvermerke der deutschen Besatzungsbehörden vor. In diesen Akten finden sich Beschreibungen des Massakers, wie etwa die des Pfarrers Stanczak, der die Gemeinde damals in der Kirche gewarnt hatte und die Mordaktion danach versteckt überlebte. Dieser Zeitung ist es jetzt gelungen, in deutschen Justizakten neben Berichten überlebender Opfer auch Zeugnisse der deutschen Teilnehmer ausfindig zu machen. Die Dokumente bieten erstmals ein detailliertes Bild einer "Pazifizierung" aus Sicht der Täter.

"Die Deutschen erschossen . . . alle, die sie trafen, und warfen die Ermordeten ins Feuer", berichtete Pfarrer Stanczak. "Die Leute erzählten auch, manche seien lebendig in die Häuser gesperrt und verbrannt worden." Andere Überlebende berichteten konkreter. Kazimierz Urbanski etwa, der damals zwölf Jahre alt war, gab Folgendes zu Protokoll: "Die (deutsche) Armee schoss auf die Leute, die aus den Häusern rannten. Ich sah, wie sie meinen Vater auf der Straße erschossen. Später haben die Nachbarn, die sich retten konnten, gesagt, dass sie auch in den Häusern schossen. Als meine Mutter starb, lief ich mit dem kleinen Jungen auf den Hof, und er wurde ebenfalls erschossen. Ich konnte mich zuerst hinter einem Schornstein verstecken, dann rannte ich auf den Hof der Nachbarn, wo das Haus schon brannte."

Mehrere Zeugen berichten, dass die Soldaten an diesem Tag auch Kinder töteten. Von Maria Jagiello aus Wolka Szczecka, die damals ebenfalls zwölf Jahre alt war, überliefern die polnischen Akten folgende Aussage: "Ich sah, wie ein Soldat ein kleines, in Lumpen gekleidetes Kind am Händchen hochhob und ein zweiter das Kind mit etwas (ich erkannte nicht, womit) erstach. Danach haben sie das Kind in das brennende Haus geworfen."

Die Handlungsweise der Mordtrupps in einzelnen Häusern wird aus der Vernehmungsniederschrift der damals 48 Jahre alten Marianna Mazurek deutlich. Sie erzählte dem vernehmenden Richter im Jahr 1949, wie sie zusammen mit mehreren anderen Frauen von den Soldaten in ihrem Versteck am Dorfbach entdeckt wurde. "Sie brachten uns zu meinem Haus und befahlen allen, sich mit dem Gesicht zur Erde auf den Boden zu legen. Ich begann um mein Leben zu bitten, indem ich sagte, ich hätte einen vierzehn Jahre alten Jungen, der meine Pflege noch brauche. Als Antwort stieß mich einer der Soldaten so hart mit dem Karabiner vor die Brust, dass ich auf den Rücken fiel. Ich wollte mich gerade auf den Befehl dieses Soldaten mit dem Gesicht zur Erde legen, als sich Schüsse lösten. Ich fühlte, dass ich am linken Arm verletzt war und dass die rechte Hand durchschossen war. Ich stellte mich tot und sah, wie die Soldaten die Bettwäsche auf zwei Betten anzündeten und die Fenster einschlugen. Als sie hinausgingen, stand das Haus in Flammen. Ich kroch als Einzige hinaus und versteckte mich im Außenkeller."

Bis heute ist nicht bekannt, wer den Befehl zu der Vernichtung der fünf Dörfer um Borow gegeben hat. Allerdings besteht kein Zweifel, dass die Vernichtung ganzer Ortschaften zum Vorgehen der deutschen Besatzung im Kampf gegen die polnische Widerstandsbewegung gehörte. Die Vorgaben stammten von Hitler selbst: "Vernichtung Polens im Vordergrund", schärfte er am 22. August 1939, wenige Tage vor Kriegsausbruch, in einem Vortrag vor Angehörigen der Wehrmachtführung seinen Generalen ein. "Ziel ist die Beseitigung der lebendigen Kräfte . . . Herz verschließen gegen Mitleid. Brutales Vorgehen." Vor allem, notierte der Protokollant, "seien alle Vertreter der polnischen Intelligenz umzubringen. Dies klinge hart, aber es sei nun einmal das Lebensgesetz." Die "Totenkopfverbände" der SS hätten deshalb Befehl, "unbarmherzig und mitleidlos Mann, Weib und Kind polnischer Abstammung und Sprache in den Tod zu schicken". - "Seien Sie hart, seien Sie schonungslos", verlangte Hitler. "Handeln Sie schneller und brutaler als die anderen. Die Bürger Westeuropas müssen vor Entsetzen erbeben."

Der Reichsführer SS Heinrich Himmle, machte aus diesen Richtlinien konkrete Befehle, denen zufolge Dörfer, die Partisanen Unterstützung gewährten, bis auf die nackte Erde zu verbrennen seien. Für die Wehrmacht verfügte der Chef des Oberkommandos, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, in einem Befehl vom 16. Dezember 1942, dass im "Bandenkrieg" weder der Begriff der soldatischen Ritterlichkeit noch die Genfer Konvention Geltung haben dürften. Auch gegen Frauen und Kinder seien alle notwendigen Mittel ohne Zögern anzuwenden.

Nach dem Krieg wurden in Polen mehrere Strafverfahren gegen führende deutsche Offiziere im Distrikt Lublin geführt, so etwa gegen den SS- und Polizeiführer Jakob Sporrenberg, sowie - für die Wehrmacht - gegen den Chef der Oberfeldkommandantur 372, Generalleutnant Hilmar Moser. Keinem der beiden Angeklagten konnte aber eine Schuld an der "Befriedungsaktion" vom 2. Februar 1944 nachgewiesen werden. Moser kam 1953 frei, Sporrenberg wurde 1952 in Warschau wegen anderer Verbrechen gehängt - vor allem wegen der Teilnahme an der Aktion "Erntefest", der Erschießung von mehr als 40 000 Juden im Konzentrationslager Majdanek und an anderen Orten im November 1943.

Die polnische Staatsanwaltschaft hatte Sporrenberg zwar die Verantwortung für die "Pazifizierung" von 43 Ortschaften zur Last gelegt, aber das Berufungsgericht Lublin folgte der Anklage nicht. In ihrer Urteilsbegründung schrieben die Richter, sie hätten keine hinreichenden Beweise gefunden, "um dem Angeklagten die Teilnahme an diesen Pazifizierungen zuzuschreiben". Es gebe keine Zeugenaussagen, "aus denen man folgern könnte, dass die Täter dieser Morde Untergebene Sporrenbergs waren, die eine von ihm geplante Befriedung durchführten".

Auch andere Spuren erwiesen sich nicht als weiterführend. Hinweise im Verfahren gegen Sporrenberg, nach denen der Befehl zur Aktion vom Lichtmesstag 1944 von Hans Frank, dem deutschen Generalgouverneur im besetzten Polen, persönlich gekommen sein könnte, ließen sich nicht erhärten. Der Fall "Borow" wurde zwar nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder eröffnet, aber in den Akten des IPN Lublin, dessen Staatsanwälte das Verfahren führen, ist vermerkt, dass der Ursprung des Vernichtungsbefehls nach wie vor unklar sei: "Im analysierten Archivmaterial konnten keine Dokumente gefunden werden, die auf die Person hinweisen, welche den Befehl zur Pazifizierung der Dörfer Szczecyn, Wolka Szczecka, Borow, Lazek Zaklikowski und Lazek Chwalowski gegeben hat."

Die Ratlosigkeit der Staatsanwälte hängt auch damit zusammen, dass bisher nur wenige deutsche Dokumente über die Mordaktion vom 2. Februar 1944 gefunden worden sind. Dennoch ist schon seit Jahren das eine oder andere bekannt. So findet sich im Staatsarchiv Lublin eine deutsche "Lagemeldung" vom folgenden Tag, dem 3. Februar 1944. Darin vermerkt der "Kommandeur der Ordnungspolizei im Distrikt Lublin - Ia" eine "Großaktion" durch "starke Kräfte der Truppenpolizei, Wehrmacht und Sicherheitspolizei zwecks Vernichtung einer dort festgestellten, angeblich 600 Mann starken bolschew(istischen) Bande. Bei Niederwerfung von Widerstandsnestern durch Geschützbattr., Pak und Granatwerfer gerieten die genannten Dörfer in Brand und brannten infolge des herrschenden Sturms restlos ab . . . Nach bisherigen, noch nicht abgeschlossenen Meldungen wurden rund 480 Banditen und Verdächtige im Feuerkampf bezw. auf der Flucht erschossen."

Die Meldung unterscheidet sich insoweit von den polnischen Zeugenaussagen, als sie den Angriff auf Borow und die umliegenden Dörfer nicht als Massaker an wehrlosen Bewohnern darstellt, sondern als Gefecht mit starken Partisaneneinheiten. Dies steht im krassen Widerspruch zu den Erinnerungen der Überlebenden. Diese bestreiten nicht, dass sich damals vor allem in den leerstehenden Häusern längst ermordeter jüdischer Dorfbewohner tatsächlich Partisanen versteckt hielten. Keine Hinweise gibt es aber auf bewaffneten Widerstand am Tag der Mordaktion. So stellte unter anderen der Historiker Marek Jan Chodakiewicz dar, dass die Partisanen in den Dörfern den Angriff früh bemerkt hätten und rechtzeitig in die Wälder geflohen seien. Die Besatzer fanden deshalb in den Dörfern fast nur Zivilisten vor.

Dass die deutschen Meldungen vom soldatischen Kampf nicht zutreffen können, ist schon aus den damaligen Begleitnotizen in den Besatzungsakten ersichtlich. Als Beute der "Großaktion" mit "480" getöteten Feinden werden hier ganze drei Gewehre vermerkt, dazu drei Karabiner, ein Revolver, drei Handgranaten, drei MG-Magazine und 172 Schuss Munition - nicht viel für die Bewaffnung einer "600 Mann starken bolschew Bande".

Der eigentliche Charakter des Angriffs vom 2. Februar ist damit schon aus zeitgenössischen deutschen Akten ersichtlich. Dennoch ist bisher vieles unklar geblieben. Die deutschen Papiere geben beispielsweise außer dem Hinweis auf "Truppenpolizei, Wehrmacht und Sicherheitspolizei" keinen Aufschluss über die eingesetzten Einheiten. Aus den Aussagen der Dorfbewohner geht allerdings hervor, dass nicht alle Angreifer Deutsche waren. Viele sprachen eine slawische Sprache, welche die Zeugen als "Ukrainisch" identifizierten; andere hörte man polnisch reden. Dazu passt, dass die deutsche Polizei und die SS damals tatsächlich in den umliegenden Stützpunkten "fremdvölkische" Hilfstruppen unterhielten, unter ihnen offenbar Russen, Ukrainer und Kalmücken. Die Fachleute des IPN in Lublin vermuten, dass diese Kämpfer zur SS-Division "Galizien" gehörten, die vorwiegend aus ukrainischen "Freiwilligen" bestand.

Jüngst ist es gelungen, anhand von in Münster lagernden deutschen Justizakten ein SS-Polizeibataillon zu identifizieren, das neben anderen Einheiten mit großer Wahrscheinlichkeit an der "Befriedungsaktion" vom 2. Februar 1944 beteiligt war. Die Akten enthalten Zeugenaussagen mehrerer Soldaten, welche die Darstellung eindeutig widerlegen, der Angriff auf die Dörfer um Borow sei ein Gefecht gegen starke Partisanenverbände gewesen. Vielmehr bestätigt sich das Bild, das sich aus den Aussagen polnischer Überlebender ergibt - das Bild eines Blutbades unter Frauen, Kindern und Alten in fünf wehrlosen Dörfern.

Die Spur zu den Tätern hat in den Dörfern selbst begonnen. Überlebende nannten dieser Zeitung einen damals berüchtigten Befehlshaber, den SS-Oberscharführer Otto L. Mehrere Zeugen wollten ihn während der Aktion erkannt haben. Recherchen ergaben, dass die deutsche Justiz schon in den sechziger Jahren ein Verfahren gegen L. vorbereitet hatte. 1965 erging ein Haftbefehl gegen ihn, der aber nicht vollstreckt werden konnte, weil Otto L. sich kurz vorher erhängt hatte - ihm war eine Vorladung zu einer polizeilichen Zeugenvernehmung zugestellt worden. L.s Selbstmord beruhte auf einem ironischen Irrtum: Er sollte in einer ganz anderen Sache vernommen werden, doch seine Tochter sagte später aus, ihr Vater habe sich vermutlich das Leben genommen, weil er nach seiner Vorladung fürchtete, wegen seiner Verbrechen im Krieg zur Rechenschaft gezogen zu werden.

In den Akten der "Strafsache gegen L. Otto u. A. wegen Mordes und Beihilfe zum Mord", die seinerzeit von der Staatsanwaltschaft Dortmund zur Vorbereitung eines Prozesses angelegt wurden, finden sich mehrere Aussagen von Angehörigen des Polizeibataillons 316, das später in I./SS-Polizeiregiment 4 umgetauft wurde und Anfang 1944 in der unmittelbaren Umgebung der Dörfer um Borow stationiert war. Die Einheit war vorher schon bei Judenpogromen und Massenerschießungen in Russland, Frankreich und Jugoslawien im Einsatz gewesen.

Mitglieder dieses Verbandes schildern in vielen Einzelheiten eine "Befriedungsaktion" Anfang 1944. Doch weil keiner von ihnen angesichts des täglich verübten Terrors die Namen der vernichteten Orte in Erinnerung hat, lässt sich nur durch die Koinzidenz von Zeit, Ort und Umständen folgern, dass das beschriebene Massaker mit der "Befriedungsaktion" zu Mariä Lichtmess 1944 in Borow identisch ist. Die Übereinstimmungen sind allerdings deutlich genug. Die Justizakten der unvollendeten Strafsache Otto L. enthalten denn auch einen "abschließenden Vermerk", dem zufolge das I./SS-Polizeiregiment 4 damals tatsächlich "zur Liquidierung von Juden und bei Befriedungsaktionen eingesetzt" war. Die Vernichtung der fünf Dörfer um Borow fällt also mit großer Sicherheit unter anderem in die Verantwortung dieses Verbandes.

Die archivierten Vernehmungsprotokolle der Staatsanwaltschaft Dortmund beschreiben zum ersten Mal aus deutscher Sicht eine jener "Pazifizierungen", wie sie in Polen während des Krieges in mehreren hundert Fällen vorgekommen sind. Einige der deutschen Soldaten bleiben dabei bei allgemeinen Feststellungen, so etwa der spätere Polizist Marino B. aus Bochum, der lediglich bestätigt, er erinnere sich an einen Einsatz, bei dem "alle" Bewohner eines Dorfes erschossen worden seien. Auch der Bauarbeiter Johann B. aus Daun in der Eifel oder der "Spieß" der ersten Kompanie, August Friedrich Wilhelm F. aus Hagen, berichten nur ganz allgemein von einer "Befriedungsaktion" Anfang 1944, bei der die Einwohner eines Dorfes "niedergemacht" worden seien.

Andere Aussagen gehen mehr in die Einzelheiten. Josef K. etwa erinnert sich, wie vor Beginn des Mordeinsatzes zwei Angehörige des SD (Sicherheitsdienst des Reichsführers SS) vor den angetretenen Soldaten eine Rede hielten, "wobei sie erklärten, die auszurottende Bevölkerung jenes Dorfes habe den Tod verdient, weil sie Partisanen unterstützte".

Wie es weiterging, wird aus dem Bericht des späteren Polizeimeisters Kurt G. aus Insterburg deutlich. "Unterstützt von einigen Hilfswilligen - in erster Linie Kalmücken - wurde das betreffende Dorf in den frühen Morgenstunden umstellt. Die Hilfswilligen nahmen das Dorf, das m. E. etwa 250-300 Einwohner zählen musste, mit Granatwerfer unter Beschuss. Sodann drangen die Hilfswilligen in das Dorf ein und erledigten alles, was vor ihre Gewehre kam . . . Die Hilfswilligen hatten den Auftrag, das im Dorf gefundene Vieh herauszutreiben. Nachdem dieses geschehen war und die Dorfbevölkerung liquidiert worden war, wurde das Dorf in Brand gesetzt."

Karl G. aus Mönchengladbach, später ebenfalls Polizist, beschreibt das Vorgehen der einzelnen Mordtrupps so: "Ich gehörte zu der Schützenkette, die das Dorf von außen abriegelte. Unter Führung meines Komp.-Chefs, Hptm. E., wurde das Dorf angezündet, und zwar durch kleine Trupps von 2, 3 Mann. Es handelte sich hier um ein kleines altes Dorf von etwa 20 eingeschossigen Dorfhütten mit Strohdächern . . . Zuerst betraten die Trupps die unverschlossenen Häuser, in denen die Leute noch geschlafen haben können. Kurz danach hörten wir in den Häusern Entsetzensschreie, und es waren auch MP-Feuerstöße zu hören. Danach erst zündeten diese Trupps die Häuser an. Es dauerte keine Stunde, da war das ganze Dorf eingeäschert. Die Sperrkette war so dicht, dass es absolut unmöglich war, dass jemand das Dorf während der Vernichtungsaktion verlassen konnte . . . Ich nehme an, dass die Dorfbewohner sämtlich erschossen waren, bevor sie verbrannten."

Beinahe identisch sind die Beobachtungen des Rohproduktenhändlers Heinrich G. aus Heiligenkirch: "Das Dorf wurde umzingelt, und ich gehörte zur äußeren Absperrung", sagte G. bei seiner Vernehmung nach dem Krieg. "Betonen möchte ich, dass die wehrfähigen Männer vom Jünglingsalter bis zu etwa 35 Jahren gar nicht anwesend waren. Wir vermuteten, dass diese jüngeren Leute, soweit sie nicht schon gefallen waren oder sich in Gefangenschaft befanden, in den umliegenden Wäldern als Partisanen hausten und durch die Hausbewohner beziehungsweise Angehörigen unterstützt wurden. In kleinen Trupps betraten nun die Polizei und SD-Angehörige die Häuser schlagartig, und kurz danach mussten sich die Hausbewohner vor ihren Häusern aufstellen, wie uns gesagt worden ist. Es fielen auch zahlreiche Schüsse. Natürlich hörte ich auch das Geschrei der Leute und das Gebrüll beziehungsweise die lauten Kommandos . . . Als die äußere Absperrung nach einiger Zeit eingezogen wurde, brannte bereits die Ortschaft lichterloh. Es blieb kein Haus verschont . . . Die Kinder und Frauen sowie die Greise überlebten die Vernichtung ihres Dorfes nicht. Sie wurden erschossen, und ihre Leichen verbrannten."

Neben solchen Zeugen, die sich vor allem als Beobachter darstellen, gibt es auch solche, die nach einigem Zögern zugeben, selbst gemordet zu haben. Der Weber Peter S. aus Süchteln etwa gibt zu Beginn noch vor, er könne sich nicht genau erinnern: "Ich weiß heute nicht mehr genau, ob ich zur äußeren Absperrung oder zu einem der kleinen Trupps gehörte, die befehlsgemäß in die unverschlossenen Häuser eindrangen, wo sie die Leute anwiesen, sofort vor das Haus zu treten", sagt er bei seiner Vernehmung durch das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen am 2. Juni 1960. Dann aber gibt er sich offenbar einen Ruck und erzählt unmittelbar aus dem Geschehen: "Wer nicht sofort herauskam, wurde in dem Tumult zu Haus erschossen, zumal sich auch mancher wohl zur Wehr setzte. Die meisten Dorfbewohner wurden vor ihren Häusern durch uns mit Karabinern beziehungsweise durch die Unterführer mit MP erschossen. Mit meiner Gruppe habe ich die Bewohner von 3 bis 4 Häusern erschießen müssen. Meine Gruppe hatte die Bewohner der 3-4 Häuser geschlossen von Fall zu Fall erschossen, wie es der Befehl von uns verlangt . . . Bei den Erschossenen handelte es sich um Kinder, Frauen und Greise, da die Männer schon das Weite gesucht hatten, wie es uns die beiden SD-Leute schon vor dem Einsatz . . . bekanntgaben. Auf die Frage, ob die Opfer uns vor der Erschießung um Gnade anflehten, kann ich nur sagen, dass mir diese Menschen furchtbar leid taten, da ich damals auch schon Frau und Kind hatte, aber was blieb mir anders übrig, als diesen furchtbaren Befehl auszuführen."

Die meisten haben damals gehandelt wie Peter S. aus der Weberstadt Süchteln. Manche, etwa der früh verwaiste Bauarbeiter Lorenz D., der Zeugenberichten zufolge bei Pogromen mit einer Peitsche auftrat und im Heimaturlaub weiblichen Bekannten erläuterte, wie man in Kiesgruben hinrichtet (mit Gummischürze, die Kinder zuerst, dann die Mütter), sagten später aus, sie hätten "keine Möglichkeit und Veranlassung" gesehen, die Befehle zu missachten. Andere, wie der spätere Polizist Karl G. aus Mönchengladbach, versicherten, sie hätten ihre Opfer "sehr bedauert", aber wegen der Gefahr, selbst standrechtlich erschossen zu werden, getan, was befohlen worden war.

Dass es auch eine andere Möglichkeit gab, erweist die protokollierte Aussage von Maria Jagiello aus Wolka Szczecka, die auch vom Tod des erstochenen Kindes berichtete: Zusammen mit anderen habe sie schon mit dem Gesicht am Boden gelegen und um Verschonung gefleht, als die Soldaten, die sie töten sollten, ihr sagten, "dass sie uns nicht umbringen, aber verlangen, dass wir uns auf die Erde legen und bis zur Nacht unbewegt liegenbleiben, weil sie die Ausführung des Befehls melden müssen. Nach Abgabe einiger Schüsse, die niemanden von uns verletzten, gingen sie fort."

Nach dem Krieg sind mehrere Angehörige des Polizeibataillons 316 wegen der Verbrechen ihrer Einheit vor Gericht gestellt worden. Das Schwurgericht Bochum sprach 1968 allerdings alle Angeklagten wegen Mangels an Beweisen oder unter Hinweis auf den Befehlsnotstand frei.

Eine ausführliche Darstellung ist unter dem Titel "Der letzte Tag von Borow" im Verlag Herder erschienen.

Kastentext:

"Ich sah, wie sie meinen Vater auf der Straße erschossen. Später haben die Nachbarn, die sich retten konnten, gesagt, dass sie auch in den Häusern schossen."

"Nach bisherigen, noch nicht abgeschlossenen Meldungen wurden rund 480 Banditen und Verdächtige im Feuerkampf bezw. auf der Flucht erschossen."

"Auf die Frage, ob die Opfer uns vor der Erschießung um Gnade anflehten, kann ich nur sagen, dass mir diese Menschen furchtbar leid taten, da ich damals auch schon Frau und Kind hatte, aber was blieb mir anders übrig, als diesen furchtbaren Befehl auszuführen."