Lob der Disziplin
Sendezeit: So. 24.08.2008, 08:30h,
Tele-Akademie http://www.planet-schule.de/ta/php/index.php
Erstausstrahlung: So. 10.02.2008
Fernsehen und Computer, Konsum und Langeweile, Egozentrik, geringe Leistungsbereitschaft und geringe Frustrationstoleranz, und auf der anderen Seite hilflose, unsichere, überforderte Eltern – immer wieder fallen diese Schlagworte, wenn vom Bildungs- und Erziehungsnotstand in Deutschland die Rede ist. Mit seiner Forderung nach mehr Disziplin hat Bernhard Bueb unlängst offenbar den Nerv der Zeit getroffen und eine kontroverse Debatte über die richtigen Methoden der Erziehung ausgelöst. Vehement plädiert er für mehr Autorität, Strenge und Konsequenz im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, für klare Rituale, klare Grenzen und klare Strafen bei Nichteinhaltung der Regeln. Nur so könnten junge Menschen wieder lernen, zu verzichten, zusammenzuarbeiten, mit Frustrationen fertig zu werden und so schließlich wieder Vertrauen in die eigenen Kräfte gewinnen. Dr. Bernhard Bueb leitete 30 Jahre lang die renommierte Internatsschule Schloss Salem.
Aus den Notizen zum Vortrag:
Verweis auf Neil Postman – „Das Verschwinden der Kindheit“
Keine Kindheit heute - Jugend nicht geschützt – wie im Mittelalter durch gegenwärtige Gewalt, heute besonders durch die Medien
Medien: Gewalt, Sexismus, Geld-Abhängigkeit, selbst Sport – ist nur die Macht des Geldes;
Ohne Religion, ohne Hoffnung, ohne Glauben an den Sieg des Guten
68-ziger (Kinder aus guten Häusern) – waren Kinder von Karl Marx und Cocacola
Heute ist nur Cocacola geblieben, Orientierung an den Konsum.
Haltung von heute (wo kein Glaube an die Zukunft da ist):
ICH – ALLES – SOFORT
Kinder erleben Auflösung der menschlichen Werte und Bindungen
Sinn, Orientierung und Schutzraum für Kinder wurden aufgehoben.
Sinngebende Institutionen fehlen.
Um Widerstand leisten zu können - muss man Selbstwertgefühl stärken, Charakterbildung ist nötig, Glücksgefühl der Anstrengung erleben und lernen.
Dies ist das Ziel und der Prinzip der Erziehung in Salem.
Dazu werden dort folgende Faktoren eingesetzt:
1. Gleichartigenfaktor – gemeinsame Regelung gemeinsamer Verhältnisse (wie das auch das Ziel der Politik sein sollte) – Schule des politischen Handelns; Gruppen jüngerer Schüller werden durch selbst gewählte ältere Schüller betreut. Mut das Rechterkannte durchzusetzen (Politik), Handeln, Glück der Anstrengung, Lernen nicht bei Belehrung, sondern „Learning by doing“
2. Öffentlicher/sozialer Dienst – Hilfe and andere leisten – an einem Tag der Woche am Nachmittag Sozialstunden ableisten.
3. Erlebnis-Pädagogik (80% der Probleme entstehen durch die Schule selbst): Kinder /Jugendliche brauchen etwas zu erleben. Weg in die „Wildnis“ für 14 Tage – ohne festen Dach über den Kopf durchzukommen. Kosten bis höchstens 600 Euro mit Anreise (z.B. benachbartes Frankreich)
Strafen werden auch verhängt. Regeln für die Strafen:
1. Definiert – vorher bekannt
2. Verhältnismäßig
3. Schnell eingesetzt
4. Wenn abgedeckt – vergessen
In Salem werden Urinproben zufällig täglich auf Drogen untersucht (auch Alkoholgeräte sind im Einsatz) - Technik hilft - Messbare Nachweise – keine Unsicherheiten.
Solche Delikte werden mit Verlassen des Internats (nach einem Aufsuchen eines Ersatzinternats) als Konsequenz haben.
Mangel an gestaltender Gemeinschaft - in Salem Gemeinschaftserziehung
Viele Einzelkinder – Anspruchshaltung überwinden
Wenn B. Bueb Kultusminister wäre:
1. Die Person des Lehrers als „der Dreh- und Angelpunkt“ der Schule ist von größter Bedeutung.
2. Ganztagsschulen einführen – Lehrer mit den Kindern bis 17 Uhr – sie kennen lernen in anderen Aktivitäten als nur im Unterricht. Lehrer sollten auch Beratungsgespräche für die Eltern führen können. Dazu müssten sie geschult werden. Kinder brauchen Lehrer die an sie glauben!
3. Für Lehrer – Beratung von den Kollegen holen, regen Austausch führen (heute seien Lehrer „individuelle Künstler“), offen Probleme ansprechen, Rat holen. (Die Türe der Klassenräume sollen offen stehen können).
4. Jahrgangteams einführen;
Lehrer – der schönste Beruf – Menschenführer in den Weg der Erkenntnis.
Dafür braucht man viel, viel Geld, ein hoch entwickeltes Land wie Deutschland müsste es schaffen: Denn das sei die Ausgabe, in die es sich lohne zu investieren – meint Dr. Bernhard Bueb.
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