Fortsetzung:
- 3. „Die breite Masse kauft auf Kursgipfeln am stärksten und in der Talsohle am wenigsten.“
Finanzprodukte sind nicht wie Spargel, erklärt Rosenberg lapidar. Wenn der Spargelpreis steige, kauften die Leute entweder weniger, oder sie entschieden sich für Spinat. In der Welt der Kapitalanlage verhalte es sich anders. Hier kauften die Leute, weil sie hofften, dass die Kurse weiter steigen. Und sie verkauften, weil sie fürchteten, das die Kurse weiter fallen.
- 4 „Marktbewegungen mit rapide steigenden oder fallenden Kursen ziehen sich weiter hin, als man meist denkt. Sie korrigieren nie in einer Seitwärtsbewegung.“
Dazu meint Farrell: Kommt es zu exponentiell steigenden oder fallenden Preisen, wollte man nicht annehmen, dass es dann mit einer Korrektur in Form einer stabilen Seitwärtsbewegung getan ist. Exponentielle Preissteigerungen haben ihre Ursache letztlich darin, dass sich viele Käufer der Hebelwirkung von Krediten („leverage“) bedienen. Dies mache es den Märkten unmöglich, außerordentlich stark wachsendes Kaufpotential zu verkraften und sich dazu noch geordnet zu entwickeln. Gleiches gelte, nur mit umgekehrten Vorzeichen, wenn die Preise fallen.
- 5 „Exzessen in einer Richtung folgen Exzesse in der Gegenrichtung.“
Diese Aussage gelte besonders bei realer, also inflationsbereinigter Betrachtung. Rosenberg führt dies als einen Fall an, in dem der Preis einmal seinen Mittelwert unterschreitet. Die Wahl des Jahres 1979 und der folgenden mag auf den ersten Blick zwar willkürlich erscheinen, ist aber unter anderem am Beispiel des Ölmarktes auch mit veränderten Zeitsequenzen überzeugend darstellbar.
Wegen der exzessiv niedrigen Preise in den achtziger und in den neunziger Jahren und des davon herrührenden geringen Wachstums der Ölforderung war nach Darstellung von Rosenberg schließlich ein Ausbruch des Preises nach oben hin unausweichlich vorgezeichnet. Ab dem Jahr 2003 hätten die Notierungen beträchtlich über dem langjährigen Mittelwert gelegen. Daran habe sich zwar bis heute grundsätzlich nichts geändert, doch schienen jetzt die Voraussetzungen dafür geschaffen zu sein, dass ein Exzess in die Gegenrichtung in Gang gekommen sein könnte.
Ein weiteres Beispiel bietet nach Ansicht von Rosenberg der amerikanische Immobilienmarkt. Von 2002 bis 2006 seien die Preise dort mit einer durchschnittlichen Jahresrate von 20 Prozent gestiegen. Dieser Markt befinde sich inzwischen ebenfalls auf der Rückkehr zu Mittelwerten. Auch hier gilt nach David Rosenberg: Einer Phase krass anziehender Preise folgt eine Phase krass fallender Preise. Robert Farrell würde sagen: Das Pendel schwingt.“
Text: FAZ, 27. September 2008, Seite 20
Fortsetzung folgt