- "9. „Wenn alle Experten und alle Voraussagen übereinstimmen, entwickeln sich die Dinge ganz anders.“
Auf dem ersten Blick mag diese Regel nach Rosenbergs Urteil etwas zynisch erscheinen. Doch in Wirklichkeit sei sie es nicht. Sir John Templeton habe es einmal einfach ausgedrückt: „Kursgipfel stellen sich ein, wenn der Optimismus der Anleger seinen Höhepunkt erreicht. Die Kurse fallen auf Tiefs und bilden dann einen Boden, wenn der Pessimismus der Anleger seinen Tiefststand erreicht.“ Rosenberg erinnert an den Aufmacher der Business Week im August 1979, der den „Tod der Aktie“ verkündete. Drei Jahre später habe die größte Hausse aller Zeiten begonnen. Anderes agieren Anleger, die nicht der Masse folgen, sondern der gegenteiligen Meinung („contrary opinion“) folgen: Immer ein Stinktier beim Picknick, wenn die Börse in die Lüfte schieße. Und immer ein einsamer Rufer in der Wüste, wenn die Kurse schier endlos fielen, obgleich die Bewertung der Aktien immer attraktiver werde und sich die fundamentalen Daten bestechend besserten.
- 10. „Eine Hausse bereitet mehr Vergnügen als eine Baisse.“
Das klingt wie eine Plattitüde, aber der Sinn des Hinweises besteht darin, vor Überschwang zu warnen. Eine Hausse ist nach Rosenberg für Verkäufer von Finanzprodukten wie eine Investmentbank vergnüglicher als für den Käufer: Die Bank freuet sich nicht nur über die Zufriedenheit des Kunden, sondern die Hausse ermöglicht zusätzliche Geschäfte wie Börsengänge oder die Begleitung von Kapitalerhöhungen. Daher neigten Ökonomen und Anlagestrategen oder Verkäufer in solchen Phasen zu einer übersteigerten Euphorie, die es zu verhindern gelte.
Derzeit rät Rosenberg zusammen mit den Anlagestrategen von Merrill Lynch zu einer konservativen Strategie bei Aktien und zu einer Übergewichtung erstklassiger Zinstitel. Zugleich suche er sorgfältig nach Hinweisen, die optimistischer für Aktien, für die Entwicklung der Immobilienpreise und für das allgemeine Wirtschaftswachstum stimmen könnten, erklärt er."
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