Sonntag, 11. Januar 2009

Aggression im Alltag / Vorträge der Tele-Akademie

Besiege Deinen Nächsten wie Dich selbst.
Aggression im Alltag

Prof. Dr. Felix von Cube
Gesendet heute, So. 11.09.2009, 8.30h (Wiederholung des Vortrags an der Volkshochschule Lahr von 1989)

Entspricht aggressives Verhalten der natürlichen Veranlagung des Menschen und wie sollte man mit Aggression umgehen, um zu einer besseren und friedlicheren Verständigung der Menschen untereinander zu kommen? Felix von Cube, Ordinarius für Erziehungswissen - Infos zum Vortrag von Prof. v. Cube - http://www.wissen.swr.de/ta/begleit/ta021201.htm

Zum Vortrag
Aggression wird in der Regel als unangenehm, bedrohlich, gar als zerstörerisch erlebt, verwandt der Gewalt, je nach dem Grad ihrer Heftigkeit. Entspricht aggressives Verhalten der natürlichen Veranlagung des Menschen? Und, wie sollte man mit Aggression umgehen, um zu einer besseren und friedlicheren Verständigung der Menschen untereinander zu kommen? Professor Dr. Felix von Cube, Ordinarius für Erziehungswissenschaften an der Universität Heidelberg, hat sich mit der Aggressivität des Menschen eingehend auseinandergesetzt. Er übertrug verhaltensbiologische Erkenntnisse auf Erziehung und Führung. Im Piper Verlag erschien sein Buch "Besiege deinen Nächsten wie dich selbst. Aggression im Alltag".

Zur Person
Felix von Cube, geboren 1927, studierte Mathematik und Naturwissenschaften. Nach dem Staatsexamen 1951 arbeitete er als Lehrer an Stuttgarter Gymnasien. 1957 promovierte er zum Dr. rer. nat., 1963 erhielt er eine Professur an der Pädagogischen Hochschule in Berlin, 1970 an der Pädagogischen Hochschule Bonn. Seit 1974 ist Felix von Cube Ordinarius für Erziehungswissenschaften an der Universität Heidelberg. 1997 gründete er mit drei Kollegen die Prof. v. Cube & Kollegen GmbH - BioLogik der Führung und Fortbildung, Heidelberg.

Ausgewählte Buchveröffentlichungen
• Besiege deinen Nächsten wie dich Selbst. Aggression im Alltag. Piper Verlag, München, 1993
• Lust an Leistung. Die Naturgesetze der Führung. Piper Verlag, München, 1998
• Fordern statt verwöhnen. Die Erkenntnisse der Verhaltensbiologie in Erziehung und Führung. Piper Verlag, München, 1999
• Gefährliche Sicherheit. Lust und Frust des Risikos. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2000

Links: http://www.biologik.de/, http://lexikon.meyers.de/wissen/Felix+von+Cube+(Personen)

Einige Notizen zum Vortrag.
Aggression als Trieb, wie Nahrungstrieb, Sexualtrieb.
Es ist nicht möglich Aggression weg zu erziehen. Mann muss mit ihr umgehen.
Wie bei jedem Trieb ende mit Triebhandlung, oder s.g. Endhandlung, die mit Lust verbunden ist. Typisch ist auch Appetenzverhalten (http://de.wikipedia.org/wiki/Appetenzverhalten)
Aggression bei Tieren – Tiere kämpfen – dieser Kamp ist ritualisiert.
Zweck des Kampfes - den Rivalen zu besiegen im Kampf um Nahrung, Partner, Rang, Anerkennung.
Ziel der Aggression ist zu siegen.
Triebhandlung bei Menschen hat einen anderen Ablauf - mein Auto ist schneller!
Endhandlung führt zum Sieg über den Rivalen. Sieg ist lustvoll.
Ritualisierte Aggression (wie bei Tieren) ist nicht tödlich. Wichtig dabei - Rückmeldung nach der Endhandlung. Nach dem Essen - satt. Nach dem Sieg - der Gegner überlässt dem Sieger
das Revier.
Bei Menschen keine ritualisierte Aggression - im Kampf fehlt die Rückmeldung - Kriege, Gewalt, Erniedrigung, Grausamkeit - das Streben, Lust des Sieges wieder zu erleben.
Andere Formen der Aggression bei Menschen: Schadensfreude, Streben nach Anerkennung, Ansehen, höher Steigen.
Aggression in der Ehe: Gut, wenn beide ihre Aggression gemeinsam nach außen richten können, wenn nicht – gibt es Probleme.
Sokrates zur Frage heiraten oder nicht: „Tue was du willst, du wirst es bereuen“
Aggression bei Kindern - heimliches „Besiegen“ der Eltern wenn fehlende Anerkennung. Formen: Schlampigkeit, Leistungsverweigerung, Sucht.
Der Große ist schon ein Sieger. Die Kleinen müssen es anderes wettmachen. Deshalb Giftzwerge.
Andere Formen der Aggression: Bart (Mutation des Fells – die Tiere drohen indem sie Haare, Fell sträuben) , Geburtstagsparty,
Mensch ist nicht zufrieden wenn er alles hat. Im Wohlstand eskaliert die Aggression! Es schaukelt sich hoch - man will immer mehr, man strebt an, immer höher sich zu rangen.

Was tun? Umgang mit Aggressionen: Leistung ist eine humane Form des Siegens!

Menschen haben ein hohes Anstrengungspotential.
Demokratie erlaubt die Aggressionen nach innen zu entladen, der äußere Kampf ist nicht notwendig, Interessengruppen kämpfen nach innen. Das ist Lebenselixier der Demokratie. Aus der Demokratie geht kein Krieg aus. Kriege gehen von den totalitären Systemen aus, da dort die Aggression intern keinen Platz hat.
Zulässige Formen der Aggressionen: der Sieg mit dem Terminkalender, Humor.
Oft hilft auch Abblocken, oder den Sieg schenken. (Der Klügere gibt nach).
Wenn der Mann nach Hause kommt und noch nicht seine Aggression im Beruf entladen konnte, tut er es an der Frau. Wenn sie es weiß, schenkt sie ihm den Sieg. Danach hat sie gesiegt, es kehrt Ruhe und Frieden ein.

Es ist unsinnig Aggression zu ignorieren oder weg zu erziehen wollen. Es ist friedvoller, wenn man weiß, dass der andere aggressiv ist. Aber auch wenn man dies NICHT als etwas Schuldhaftes sieht.

Fazit: Aggression ist etwas Natürliches, nichts Schuldhaftes. Man soll es wissen, um mit ihr richtig umgehen zu können.

Weitere Vorträge in der Tele-Akademie (siehe auch: http://www.tele-akademie.de/index.php)

Jugend ohne Werte?
Gewalt als gesellschaftliche Herausforderung
Prof. Dr. Peter Struck
Sendezeit: So. 18.01.2009, 8.30h
Erstausstrahlung: So. 14.12.1997

Prof. Adolf Gallwitz:
Horrorkids? Ursachen der Gewalt
Sendezeit: So. 25.01.2009, 08:30h
Erstausstrahlung: So. 27.10.2002

Dr. Bernhard Bueb:
Lob der Disziplin
Sendezeit: So. 01.02.2009, 08:30h
Erstausstrahlung: So. 10.02.2008

Prof. Dr. Hermann Glaser:
Die Unbildungs-Katastrophe. Was heißt und zu welchem Ende braucht man ein Studium Generale?
Sendezeit: So. 08.02.2009, 08:30h

1 Kommentar:

Doleys hat gesagt…

Wichtiger Vortrag im Nebel der freudianischen Psychologie.
Ritualisierte Formen der Aggression sind wichtig (Sport zB), aber wie bei den Tieren gibt es tödliche Ausgänge, auch bei ganz flachen Aggressivitäten und bei skifahrenden MPs.