Montag, 29. Juni 2009

Morgenmuffelkick und Anti-Nachmittagstief-Trunk


Gut ernährt zum Examen

Auch das Gehirn braucht Futter, erst recht zum Lernen. Als Brainfood bezeichnen Ernährungswissenschaftler Lebensmittel, die wie Fisch und Hülsenfrüchte viel Jod und Eisen oder wie Erdnüsse viel Vitamin B1 enthalten. Von Traubenzucker raten sie wegen seiner kurzfrostigen Wirkung ab, von Fastfood sowieso - verdaut der Körper Burger und Fritten, bleibt zu wenig Energie fürs Denken übrig.

Gute Noten garantieren die Brainfood-Säfte der Krankenkasse DAK nicht, dafür sind sie schnell gemixt:

Ein Becher Joghurt,
ein Esslöffel Honig,
100 Milliliter Sanddorn- und 200 Milliliter Apfelsaft

ergeben, gut verrührt, den "Morgenmuffelkick", der die Konzentration fördern, das Gehirn aktivieren und den Blutzuckerspiegel stabil hallten soll.

Später soll der "Anti-Nachmittagsfief-Trunk", die Müdigkeit vertreiben und dem Gehirn die Versorgung mit Sauerstoff erleichtern:

Eine in Stücke geschnittenen Banane wird dazu mit
zwei gepressten Orangen,
250 Gramm Himbeeren und
zwei Esslöffeln Hirseflocken
püriert.

Aus "Ohne Trichter durch die Prüfung", Beruf und Chance, FAZ 27./28. Juni 2009

Dienstag, 23. Juni 2009

Gerechtigkeit bei Epikur

Die natürliche Gerechtigkeit ist eine Abmachung über das Zuträgliche, um einander gegenseitig weder zu schädigen ncoh sich schädigen zu lassen.

Für alle jene Lebewesen, die keine Verträge darüber schliessen konnten, einander gegenseitig weder zu schädigen noch sich schädigen zu lassen, gibt es keine Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Ebenso auch bei den Völkern, die Verträge, einander gegenseitig weder zu schädigen noch sich schädigen zu lassen, entweder nicht schliessen konnten oder nicht wollten.

Es gibt keine Gerechtigkeit an und für sich, sondern sie ist ein im gegenseitigen Verkehr an den beliebigsten Orten und Zeiten geschlossener Vertrag, einander gegenseitig weder zu schädigen noch sich schädigen zu lassen.

Die Ungerechtigkeit ist nicht ein Übel an sich, sondern nur durch die misstrauische Angst, es möchte nicht gelingen, den dazu bestellten Züchtigern verborgen zu bleiben.

Wer heimlich sich vergeht gegen den Vertrag, einander gegenseitig weder zu schädigen noch sich schädigen zu lassen, der wird sich nie darauf verlassen können, dass er verborgen bleiben werde, auch wenn er im Augenblick tausendmal verborgen bleibt. Denn ob er es auch bis zum Tode bleiben wird, ist ungewiss.

Im Bezug auf das Gemeinwesen ist die Gerechtigkeit für alle dasselbe; denn sie ist ja das Zuträgliche in der gegenseitigen Gemeinschaft. Dagegen ergibt sich je nach den Verschidenheiten des Landes und der sonstigen Bedingungen nicht für alle dasselbe als gerecht.

Was unter dem, was für gerecht gehalten wird, sich auch tatsächlich als zuträglich erweist für die Bedürfnisse der geneseitigen gemeinschaft, das nimmt den Ort der Gerechtigkeit ein, mag es für alle dasselbe sein oder nicht. Erlässt aber einer ein Gesetz, das nicht zuträglich für die gegenseitige Gemeinschaft wirkt, dann hat dies nicht mehr die Natur der Gerechtigkeit. Und wenn das im Sinne des Zuträglichen Gerechte sich verändert, aber doch eine Zeit hindurch jener Vorstellung entsprach, so war es eben nichtsdestoweniger für jene Zeit gerecht für alle jene, die sich nicht durch leere Worte selbst verwirren, sondern auf die Tatsachen schauen.

Wo, ohne dass die Verhältnisse sich geändert hätten, das für gerecht Gehaltene in der Ausführung selbst sich als jener Vorstellung nicht entsprechend erweist, da ist es faktisch nicht gerecht. Wo aber nach Veränderung der Verhältnisse dieselben Rechtssätze nicht mehr zuträglich sind, da waren sie damals gerecht, als sie der gegenseitigen Gemeinschaft der Bürger zuträglich waren. Später aber waren sie nicht mehr gerecht, als sie nicht mehr zuträglich waren.

Montag, 22. Juni 2009

60 Jahre Grundgesetz / Autonomie der Bildung




Igel zum Sommerbeginn - wie erfreulich!


Die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Bonn veranstaltet aus Anlass des 60. Jahrestages der Verkündung des Bonner Grundgesetzes eine öffentliche Ringvorlesung. Die Fakultät konnte unter anderem Ministerpräsident Rüttgers, Bundesinnenminister Schäuble sowie den Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts Voßkuhle für Vorträge gewinnen.


Heute:

„Stabilität, Zukunftsoffenheit und Vielfaltssicherung - Die Pflege des verfassungsrechtlichen "Quellcodes" durch das Bundesverfassungsgericht“


Festsaal der Uni Bonn, Regina-Pacis-Weg 3, Bonn

Referent:Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts


Vorträge der Reihe "60 Jahre Grundgesetz" sind akustisch und visuell unter:

http://www.uni-bonn.tv/60-jahre-grundgesetz



Autonomie der Bildung


"Damit zeichnet sich der menschliche Geist durch drei Merkmale aus, die ihn vom Tier unterscheiden:


1. Der menschliche Geist ist durch Sachen (kulturelle Werte) bestimmt, nicht durch Triebe und Bedürfnisse des Organismus.

2. Er ist zur begierdefreien Liebe zur Welt fähig und übersteigt so die Triebbezogenheit auf Dinge.

3. Er ist fähig, das Was-Sein (Wesen) vom Dass-sein (Dasein) zu scheiden und anhand des Wesens Einsichten zu gewinnen, die über die individuellen Einzelfälle hinaus Geltung haben.


Scheler fasst diese Positionen als menschliches »Weltbewußtsein« zusammen und stellt sie dem tierischen »Haben der Umwelt« gegenüber. Der Mensch reicht also hinaus „über alles mögliche Milieu des Lebens.“[6] Um dies zu verwirklichen ist der Mensch aber auf die Bildung angewiesen. Damit schließt sich die Argumentation: Scheler sieht die Autonomie der Bildung gegenüber bloß funktional-biologischen Zwecken, diese Autonomie entspricht genau dem Drang des Menschen, über sich hinaus zu gehen und im niemals abgeschlossenen Prozess der „Menschwerdung“ zu wachsen. Damit verwirklicht er sein ihm eigenes Wesen, was für Scheler zugleich heißt, dass er seine göttliche Natur verwirklicht. So spricht Scheler auch davon, dass Bildung dem Menschen zur „Selbstdeifizierung“ dient.[7] Damit sind Menschwerdung und das Werden der Gottheit untrennbar verbunden. Das doppelte Werden zeigt auch Schelers Auffassung des Menschen als Prozess, nicht als Substanz, an.


Der Mensch ist für Scheler außerdem ein „Mikrokosmos“, welcher den „Makrokosmos“ (das Universum) in sich abbildet. Dies allerdings nicht in jeder Einzelheit, sondern in seiner wesenhaften Gesamtheit, also kraft seiner Fähigkeit Wesen zu erkennen. Diese steigert sich im Laufe der individuellen Biographie und kulturellen Geschichte eines Volkes. Im Verhältnisses von Mikro- zu Makrokosmos vermag „das Urseiende sich selbst zu wissen und zu erfassen, zu verstehen und sich zu erlösen“[8]. Damit bekommt aber die Menschwerdung eine kosmologische Dimension, sie ist „der Sinn der Erde, ja der Welt selbst“[9] Bildung steht also im Zusammenhang mit diesem Weltprozess, der Selbstzweck ist. Sie ist damit nicht Mittel für die Warenproduktion oder Kunstleistung, sie ist gar nicht für etwas da, das hinter ihr liege:


Bildung ist nicht »Ausbildung für etwas«, »für« Beruf, Fach, Leistung jeder Art, noch gar ist Bildung um solcher Ausbildung willen. Sondern alle Ausbildung »zu etwas« ist für die aller äußersten »Zwecke« ermangelnde Bildung da – für den wohlgeformten Menschen selbst.“[10]


Trotz allem vertrat Scheler keinen „Dandyismus“, wie er sagt, der Mensch soll kein Kunstwerk werden. Bildung ist nicht Sich-zum-Kunstwerk-machen-wollen. Sie ist viel mehr von jeglichem Wollen frei zu halten, man soll sich in ihr verlieren, um sich selbst zu gewinnen. Daher wählt man auch nicht sein Bildungs-Vorbild, sondern wird von ihm erfasst. Diese Vorbilder können durchaus unterschiedlicher Art sein – Scheler lehnte die Vorstellung von einer einzigen für alle Menschen geltenden Humanität ab.


Scheler unterscheidet nun drei Arten oberster Wissensformen:


1. das Leistungs- und Herrschaftswissen der positiven Wissenschaften zur Erlangung praktischer Ziele

2. das Bildungswissen der Philosophie zur Ausformung der Persönlichkeit

3. das Erlösungs- und Heilswissen der Religionen als liebende Teilhabe am Prozess des Seins selbst


Jede dieser Wissensformen zeichnet sich durch spezifische Motivation, Erkenntnisziele, Erkenntnisakte, vorbildhafte Persönlichkeitstypen, soziale Gruppen des Wissenserwerbs und der Wissensverbreitung und historische Bewegungsformen aus. Ihnen entsprechen die von Scheler ausgearbeiteten Wertmodalitäten 1) Vitalwerte 2) Geisteswerte 3) Heiligkeitswerte. Alle drei hält Scheler für wichtig, kritisiert aber scharf die einseitige Ausrichtung der abendländischen Kultur auf das Leistungswissen, während er für die asiatischen Kulturen einen gewaltigen Vorsprung bezüglich des Bildungs- und Erlösungswissens sieht.[11] Um diese Einseitigkeiten zu beheben, plädiert Scheler für einen Kulturaustausch. Der höchste Wert kommt für Scheler dabei dem Erlösungswissen zu, das allein zweckfrei ist, während Leistungs- und Bildungswissen diesem letztendlich dienen. Damit ist auch verständlich, warum das humanistische Bildungswissen zur Ausformung der Persönlichkeit nicht das letzte Ziel sein kann und der Mensch kein Kunstwerk werden soll."


Text Wikipedia

Sonntag, 21. Juni 2009

Przesilenie letnie / solstice / Sonnenwende



Oświetlenie Ziemi przez Słońce w dniu przesilenia letniego na półkuli północnej

Przesilenie letnie — moment maksymalnego wychylenia osi obrotu Ziemi w kierunku Słońca, gdy biegun północny jest bliżej Słońca niż południowy. Zachodzi 21 czerwca i jest to najdłuższy dzień w roku, w którym cień padający w południe jest najkrótszy w roku (dotyczy tylko obszarów półkuli północnej na północ od zwrotnika Raka). Najkrótszą nocą w roku jest noc z 21 czerwca.

W momencie przesilenia letniego cały północny krąg polarny jest oświetlony Słońcem (dzień polarny), w południowym - panuje noc polarna. W obszarze między kołami podbiegunowymi na półkuli północnej jest najdłuższy dzień w roku (dłuższy im większa szerokość geograficzna), na półkuli południowej jest to najkrótszy dzień roku. I tak na przykład na krańcu Polski najdalej wysuniętym na południe (szczyt Opołonek) dzień trwa 16h 12min, natomiast na brzegu morskim w Jastrzębiej Górze - najdalej wysuniętym na północ krańcu Polski, dzień ten trwa już o ponad godzinę dłużej (17h 20 min).

Maksymalny kąt padania promieni słonecznych (w południe) w dniu przesilenia letniego można obliczyć według wzoru: 90° - φ + 23°27’ , gdzie φ to szerokość geograficzna. Słońce w tym dniu w południe znajduje się w zenicie na szerokości zwrotnika Raka.

Kąt padania promieni słonecznych (w południe) w dniu przesilenia letniego (21 czerwca) w centrum Warszawy - na 52°13' szerokości geograficznej północnej wynosi 61°14'

A solstice is an astronomical event that occurs twice each year, when the tilt of the Earth's axis is most inclined toward or away from the Sun, causing the Sun's apparent position in the sky to reach its northernmost or southernmost extreme. The name is derived from the Latin sol (sun) and sistere (to stand still), because at the solstices, the Sun stands still in declination; that is, the apparent movement of the Sun's path north or south comes to a stop before reversing direction.

The term solstice can also be used in a wider sense, as the date (day) when this occurs. The solstices, together with the equinoxes, are connected with the seasons. In some cultures they are considered to start or separate the seasons while in others they fall in the middle. The English expressions "midwinter" (winter solstice) and "midsummer" (summer solstice) may derive from a tradition according to which there were only two seasons: winter and summer.

Eine Sonnenwende oder Sonnwende (lat. Solstitium, griech. ηλιοστάσιον Heliostásion, beides „Stillstand der Sonne“) stellt den Zeitpunkt dar, in dem die Sonne im Lauf eines Sonnenjahres den größten nördlichen oder südlichen Abstand vom Himmelsäquator erreicht. In diesem Augenblick kehrt die Sonne ihre durch die Schiefe der Ekliptik bewirkte Deklinationsbewegung um und nähert sich wieder dem Himmelsäquator.

Diese maximale Deklination erreicht sie jedes Jahr zweimal: einmal nördlich und einmal südlich des Himmelsäquators; je nach Hemisphäre (also Nord- oder Südhalbkugel der Erde) spricht man dabei jeweils von der Sommer- oder Wintersonnenwende. Zu diesen Zeiten hat sie auch ihre größte bzw. geringste Mittagshöhe über dem Horizont.

Die Verbindungslinie der beiden Sonnenwenden heißt Solstitiallinie.

Die genaue Definition lautet: Die Sonnenwenden sind die Zeitpunkte, in denen die scheinbare geozentrische ekliptikale Länge der Sonne 90° oder 270° beträgt.

* Scheinbar heißt: unter Berücksichtigung von Aberration und Nutation.

* Geozentrisch heißt: von einem hypothetischen Beobachter im Erdmittelpunkt aus gesehen. Die Definition ist also unabhängig vom Standort eines realen Beobachters; die Sonnenwenden treten daher weltweit zum selben Zeitpunkt ein (der aber in verschiedenen Zeitzonen verschiedenen Uhrzeiten entspricht).

Die zwei Zeitpunkte fallen bis auf wenige Minuten mit jenen Zeitpunkten zusammen, in denen die Sonne ihre größte nördliche oder südliche Deklination – etwa 23° 26' 20" – und damit ihre nördlichste oder südlichste Stellung auf der Himmelskugel erreicht. Der geringe Zeitunterschied resultiert aus dem Umstand, dass es eigentlich das Baryzentrum des Erde/Mond-Systems ist, das sich gleichmäßig in der „Erd“bahnebene (Ekliptik) um die Sonne bewegt, während die Erde selbst diesen Schwerpunkt umkreist und sich in der Regel etwas oberhalb oder unterhalb dieser Ebene befindet. Vom geozentrischen Beobachter aus gesehen läuft die Sonne daher nicht exakt auf der Ekliptik (sie hat eine ekliptikale Breite ungleich null). Sie passiert deshalb zum einen nicht exakt durch den nördlichsten bzw. südlichsten Punkt der Ekliptik, zum anderen führt ihre veränderliche ekliptikale Breite dazu, dass die maximale Deklination in der Regel nicht genau an den Sonnwendpunkten angenommen wird.

Die Sonnenwenden markieren den Beginn des astronomischen Sommers bzw. des astronomischen Winters. Wenn die Sonne ihre größte nördliche oder südliche Deklination von 23,4° erreicht, steht sie senkrecht über den so genannten Wendekreisen der Erde (nämlich den Breitenkreisen auf 23,4° nördlicher bzw. südlicher Breite). Sie steht also

* am 21. Juni über dem nördlichen Wendekreis (Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel, Wintersonnenwende auf der Südhalbkugel),

* am 21. oder 22. Dezember über dem südlichen Wendekreis (Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel, Sommersonnenwende auf der Südhalbkugel).

Für beide Erdhalbkugeln gilt jeweils: Zur Wintersonnenwende erreicht die Sonne im Jahreslauf ihren tiefsten Stand in Bezug auf den Meridiandurchgang. Zu diesem Zeitpunkt herrscht der kürzeste Tag und die längste Nacht, weil der größere Teil der täglichen Sonnenbahn unterhalb des Horizonts liegt. Umgekehrt erreicht die Sonne zur Sommersonnenwende ihren höchsten Stand. Zu diesem Zeitpunkt herrscht der längste Tag und die kürzeste Nacht, weil der größere Teil der täglichen Sonnenbahn oberhalb des Horizonts liegt.

Nahe den Polarkreisen gibt es zur Wintersonnenwende einen Tag ohne Sonnenaufgang sowie zur Sommersonnenwende einen Tag ohne Sonnenuntergang (Mitternachtssonne, „Weiße Nächte“). Weiter polwärts herrscht dann wochen- bis monatelang der Polartag, bzw. am anderen Pol die Polarnacht. Während dieser Zeiträume liegt die tägliche Sonnenbahn vollständig oberhalb bzw. unterhalb des Horizonts.

Zwischen den Sonnenwenden überschreitet die Sonne jeweils den Himmelsäquator und steht dann senkrecht über dem Äquator der Erde. Diese Zeitpunkte sind die Äquinoktien oder Tagundnachtgleichen. Äquinoktien und Sonnenwenden stellen den Beginn der jeweiligen astronomischen Jahreszeiten dar.

Obwohl der Tag der Wintersonnenwende der kürzeste Tag ist, tritt der früheste Sonnenuntergang bereits etwa zehn Tage früher und der späteste Sonnenaufgang erst etwa zehn Tage später ein. Ursache hierfür ist die Zeitgleichung. Zur Sommersonnenwende macht dieser Effekt analog etwa vier Tage aus.

Weil das Sonnenjahr knapp sechs Stunden länger ist als das kalendarische Gemeinjahr mit genau 365 Tagen, verschiebt sich der Zeitpunkt der Sonnenwenden in Jahren, die keine Schaltjahre sind, um etwa sechs Stunden zu späteren Uhrzeiten. In einem Schaltjahr (z. B. 2004, 2008; siehe Tabelle) springt der Termin zum Ausgleich wieder um etwa 18 Stunden zurück.

In der Mitteleuropäischen Zeitzone fällt die Sommersonnenwende gegenwärtig stets auf den 21. Juni. Im 20. Jahrhundert konnte sie auch am 22. Juni eintreten. Im 21. Jahrhundert wird sie manchmal am 20. Juni sein, weil die Schaltregel (365,2425 Tage) die tatsächliche Jahreslänge (365,2422 Tage) nur näherungsweise darstellen kann. Ohne die Gregorianische Kalenderreform würde sich ihr Datum pro Jahrtausend um sieben bis acht Tage verschieben. Diese Verkürzung erfolgte dadurch, dass – abweichend von der Schaltregel des Julianischen Kalenders – die Säkular-Jahre (das sind Jahre, deren Zahl durch 100 teilbar ist) keinen Schalttag mehr erhalten, es sei denn, die Jahreszahl ist durch 400 teilbar.

Die Wintersonnenwende fällt in der Mitteleuropäischen Zeitzone gegenwärtig etwa gleich häufig auf den 21. und 22. Dezember; der 21. wird künftig häufiger werden.

Text: Wikipedia

Heute: 21. Juni 2009, 07:45 Uhr MESZ war es soweit.

Samstag, 20. Juni 2009

Ressentiment


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ressentiment ist ein Lehnwort aus dem Französischen und bedeutet soviel wie „heimlicher Groll“. Dem Ressentiment liegt regelmäßig das Gefühl dauernder Ohmacht gegenüber erlittener Ungerechtigkeit und Niederlage oder persönlichen Zurückgesetztseins zugrunde. Es findet sich sowohl individualpsychologisch wie in sozialpsychologisch - historischer Ausprägung. In der Philosophie ist das Ressentiment Gegenstand der Moralkritik.


Begriffsgeschichte


Ressentiment ist eine Substantivierung von frz. ressentir, (nachhaltig) empfinden, merken; wörtl. nach-fühlen im zeitlichen Sinn. Es ist erstmals im 16. Jahrhundert in der französischen Literatur belegt und wird ursprünglich auch in einem neutralen Sinn etwa für das dauerhaft verbindliche Gefühl der Dankbarkeit gebraucht.[1] „Insgesamt (...)“ jedoch, so das Historische Wörterbuch der Philosophie, „(...) bezeichnet R.(essentiment) eher Empfindungen negativen Inhalts, weil sich negative Empfindungen nachhaltiger einprägen als positive“. [2] Der Gebrauch des Wortes im Deutschen ist Ausdruck des Mangels einer muttersprachlichen Entsprechung und geschieht in letzterem Sinn. Seine Verwendung hier ist wesentlich mit der moral- und demokratiekritischen Philosophie Friedrich Nietzsches verknüpft.


Der Ressentiment-Gedanke in der Philosophie


Der dem moralphilosophischen Begriff zugrunde liegende Gedanke findet sich schon in Platons Dialog „Gorgias“; dort trägt Kallikles im Streitgespräch mit Sokrates seine Vorstellung vom „richtigen Leben“ vor: „ (...) wie könnte wohl ein Mensch glückselig sein, der irgend wem diente? Sondern das ist eben das von Natur Schöne und Rechte, was ich dir nun ganz frei heraus sage, daß wer richtig leben will, seine Begierden muß so groß werden lassen als möglich, und sie nicht einzwängen; und diesen, wie groß sie auch sind, muß er dennoch Genüge zu leisten vermögen durch Tapferkeit und Einsicht, und worauf seine Begierde jedesmal geht sie befriedigen. Allein dies, meine ich, sind eben die Meisten nicht im Stande, weshalb sie grade solche Menschen tadeln aus Scham, ihr eignes Unvermögen verbergend, und sagen, die Ungebundenheit sei etwas Schändliches, um, wie ich auch vorher schon sagte, die von Natur besseren Menschen einzuzwängen; und weil sie selbst ihren Lüsten keine Befriedigung zu verschaffen vermögen, so loben sie die Besonnenheit und die Gerechtigkeit, ihrer eigenen Unmännlichkeit wegen.“[3] Kallikles sieht in aller einschränkenden Moral das Wirken beschämter Ohnmacht. Sokrates ironisiert nun geradezu den Freimut dieses Bekenntnisses zum uneingeschränkten Lust- und Machtprinzip und widerlegt die Gleichsetzung von Gut und lustvoll bzw. angenehm.


Die früheste Quelle für den Gebrauch des Wortes dürfte der Essay Montaignes [4] „Feigheit ist die Mutter der Grausamkeit“ (Essais, II.27). Ressentiment ist hier das Gefühl, das der Überlegene im Kampf dem Unterlegenen beibringt, indem er auf die Tötung verzichtet und somit seine Überlegenheit nachhaltig in dessen Bewusstsein verankert. Als verfeinerte Stufe der Vergeltung bejaht Montaigne die Erzeugung des Ressentiments durch das Leben-Lassen gegenüber dem barbarischen Töten des Feindes, welches Zeichen der nicht überwundenen Angst und also der Feigheit und des Ressentiments auf Seiten des Siegers sei.[5]


Friedrich Nietzsche beschreibt die „Psychologie des Ressentiments“ als Selbstvergiftung durch gehemmte Rache: „Einen Rachegedanken haben und ihn ausführen, heißt einen heftigen Fieberanfall bekommen, der aber vorübergeht: einen Rachegedanken aber haben, ohne Kraft und Mut ihn auszuführen, heißt (...) eine Vergiftung an Leib und Seele mit sich herumtragen.“[6]


In der Genealogie der Moral (1887) wendet er diesen Gedanken auf die „Historie der Moral“ an. Die Vergiftung durch das Ressentiment korrumpiert die allgemeinen Wertschätzungen: „Während der vornehme Mensch vor sich selbst mit Vertrauen und Offenheit lebt (gennaios »edelbürtig« unterstreicht die nuance »aufrichtig« und auch wohl »naiv«), so ist der Mensch des Ressentiment weder aufrichtig, noch naiv, noch mit sich selber ehrlich und geradezu. Seine Seele schielt; sein Geist liebt Schlupfwinkel, Schleichwege und Hintertüren, alles Versteckte mutet ihn an als seine Welt, seine Sicherheit, sein Labsal; er versteht sich auf das Schweigen, das Nicht-Vergessen, das Warten, das vorläufige Sich-verkleinern, Sich-demütigen.“[7]. Das Ressentiment findet seinen wert- und weltgeschichtlichen Niederschlag in der jüdisch-christlichen Moral, die als Sklavenmoral von reaktivem, verneinenden Charakter der vornehmen, bejahenden, Herrenmoral der Römer gegenübergestellt wird. An die Stelle der ursprünglichen, „vornehmen“ Schätzwerte „gut“ vs „schlecht“ tritt nun die Moral von „gut“ und „böse“. Durch die Zurückdrängung des ursprünglichen Racheimpulses (durch Delegation der Rache an Gott bzw. Delegation der Strafe an den Staat) wird eine Verinnerlichung des Menschen erzwungen, die zur Ausbildung der moralischen Begriffe (Sünde, Schuld, Gewissen) im modernen Sinn führe. Diese jedoch verleugnen, so Nietzsche, ihre Herkunft aus dem Ressentiment und beanspruchen Absolutheit, was eine „Kritik der moralischen Werte“ als Frage nach dem „Wert der Werte“ notwendig macht. Dieser Kritik unterliegen insbesondere die modernen europäischen Demokratien, deren grundlegenden Wert Nietzsche als „Wille zur Gleichheit“ historisch aus der Ressentiment-Moral herleitet. Sie mündet in der moralischen Utopie des Übermenschen als Befreiung vom „Geist der Rache“ überhaupt.[8]


Eine phänomenologische Analyse des Ressentiments im kritischen Anschluss an Nietzsche hat Max Scheler in Das Ressentiment im Aufbau der Moralen (1912) geliefert.[9] Scheler geht es insbesondere um eine Rehabilitierung der christlichen Ethik gegenüber dem universalen Ressentimentverdacht Nietzsches.


Der Psychoanalytiker Léon Wurmser sucht den Ressentimentbegriff für die Tiefenpsychologie fruchtbar zu machen. In der Auseinandersetzung mit Nietzsche sieht er in dessen Verherrlichung der Stärke selbst das Ressentiment wirksam als „Kampf gegen die Scham“.


In der gegenwärtigen Debatte greift Norbert Bolz die Ressentimentkritik Nietzsches auf.


Freitag, 19. Juni 2009

Ziehende Landschaft


Zwei Gedichte von Hilde Domin


Ziehende Landschaft

Man muß weggehen können
und doch sein wie ein Baum,
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen
fest.


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Nicht müde werden


Nicht müde werden

sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.


Donnerstag, 18. Juni 2009

Krisenerfahrungen



Von Hans D. Barbier


Seit einem Dreivierteljahr ist die jüngste Wirtschaftskrise nun auf allen Kontinenten im Bewusstsein von vielen Hunderten Millionen Menschen. Es wird Aufgabe der Fachleute sein, die Krise aufzuarbeiten, sie in die Reihe der großen Depressionen einzuordnen und zu versuchen, Lehren aus ihren Besonderheiten zu ziehen. Und es gibt ein paar Erfahrungen, die sich heute schon im Dienste des Lernens als überliefernswert anbieten.


Erstens: Im Buch der Wirtschaftsgeschichte als Schockereignis zu vermelden ist schon die Tatsache, dass es diese Krise überhaupt gab. Man sollte die Künftigen wissen lassen, dass es zu Beginn des dritten Jahrtausends im Erkenntnis- und Arbeitsprogramm der Ökonomen und der Politiker durchaus nicht üblich war, mit einer Krise der Weltwirtschaft in dieser gefühlten Plötzlichkeit des Ausbrechens zu rechnen. Man sollte warnend darauf hinweisen, dass Massenarmut durch einen Sturz in den Strudel einer Weltrezession vermeintlich zu einem überwundenen Phänomen geworden war. Die Nachkommenden sollten wissen, dass es einen Zeitpunkt gab, in dem die Vorfahren als Neuigkeit lernen mussten, dass ganze Kontinente durch politische Steuerungsfehler in Armut fallen können.


Zweitens: Überliefernswert ist, dass diese Krise nicht als Folge einer plötzlich hereinbrechenden Knappheit an realen Ressourcen oder einer Seuche kam; sondern dass sie kam als Folge einer politisch ausgelösten, vorher aber schon als Aufsichtsversagen angelegten Krise des Kapitalmarktes. Es ist zu überliefern, dass es zu nichts führt, rituell über die Gier von Managern zu klagen, sondern dass es für die Systemsteuerung angemessen ist, sich um Formen und Mechaniken der Kapitalmarktaufsicht zu kümmern, die den einzelnen Finanzinstituten und damit auch dem System behilflich sind, die Balance von Gewinnchance und Verlustrisiko zu wahren.


Drittens: Zu lernen und zu überliefern ist, welche Rolle gerade auch die politischen und die administrativen Institutionen für die Stabilität eines überwiegend privatwirtschaftlich und wettbewerblich organisierten Finanzsystems spielen: die durch keine politische Wachstums- oder Wohlfahrtsstrategie zu ersetzende Aufgabe der Notenbank, zum Wohle der Bürger für stabiles Geld durch knappes Geld zu sorgen; die Bedeutung einer mit dem Markt lernenden Aufsicht, die früh genug erkennt, dass zum Beispiel auch risikenmischende und risikotransferierende - also „gute“ - Verbriefungen zum tückischen Versteck für schwer entdeckbare Risiken werden können.


Viertens: Dem historischen Gedächtnis als Warnung zu übermitteln ist, wie schamlos die Bereitschaft der Politik sein kann, das Erschrecken der Öffentlichkeit über den Ausbruch einer wirtschaftlichen Krise im Wahlkampf auszubeuten. Diese Erfahrung ist nicht neu. Aber sie muss immer wieder neu überliefert werden, damit den gröbsten wirtschaftlichen Täuschungsmanövern politischer Widerstand entgegengesetzt wird und damit im historischen Gedächtnis die systemschädigenden Folgen schlechter Krisenpolitik nicht mit angeblich eingebauten Schwächen im System der Marktwirtschaft verwechselt werden.

Fünftens: Ins kollektive Gedächtnis zu geben ist aber auch die Erfahrung, dass ein unbeugsames Eintreten für den Schutz des Eigentumsrechtes und des Wettbewerbs die Voraussetzung für das Gelingen einer Bändigung der Krise ist. Das nämlich lehrt die Geschichte: Jede Krise ist anders; aber keine stützt die These, eine auf dem Privateigentum gründende, wettbewerblich und kapitalistisch organisierte Marktwirtschaft habe je eine leistungsfähigere Konkurrenz gefunden. Aus Krisen lernen heißt, ins Politische gewendet, Remeduren zurückzuweisen, deren Erfinder die Gunst einer Stunde der Verwirrung nutzen wollen, um den Staat gegen die Marktwirtschaft in Stellung zu bringen.


Der Autor ist Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung.

Text: F.A.Z. Dienstag, 16. Juni 2009, Seite 11


Mittwoch, 17. Juni 2009

Probezeit: Sechs heiße Monate



Die Probezeit wird in der Krise zur Zitterpartie: Wenn Betriebe leiden, können sie Probezeitler unbürokratisch einsparen - trotz guter Leistungen.

Von Nadine Bös

Sie hat es schon wieder gesagt: "Mein Chef." Und sie muss sich schon wieder korrigieren: "Mein ehemaliger Chef." Sie zieht die Stirn kraus und schüttelt den Kopf. "Ich hatte einfach zu wenig Zeit, um mich daran zu gewöhnen", sagt die junge Frau. "Andere bekommen wenigstens vier Wochen Schonfrist, wenn sie entlassen werden. Die fehlen mir." Noch vor kurzem hatte "ihr Chef" ein sehr positives Feedback-Gespräch mit ihr geführt. Sie habe sich toll eingefunden in die Firma, ihre Arbeit sei ganz hervorragend. Ob sie die Probezeit erfolgreich bestehen werde? Natürlich, da solle sie sich keine Sorgen machen.

Jetzt ist alles anders. Die Marketingspezialistin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, kommt gerade vom Arbeitsamt. Die Business-Klamotten hat sie längst gegen Pulli und Sneakers eingetauscht. Der Ärger ist geblieben. "Der lässt sich nicht mal eben abstreifen und vergessen." Zwei Wochen nach dem Feedback-Gespräch war ihre Probezeit auf einmal abrupt zu Ende. Dem Betrieb, einem großen hessischen Dienstleistungsunternehmen, waren wegen der Wirtschaftskrise Aufträge ausgeblieben. "Aufgrund meines Probezeitstatus gehörte ich zu den Ersten, die eingespart wurden." Das hat der Vorgesetzte ihr ohne Umschweife gesagt. Um Leistung gehe es nicht. Das Arbeitszeugnis fiel exzellent aus.

Wie viele solche Fälle die Wirtschaftskrise hervorgebracht hat, wird bei der Bundesagentur für Arbeit nicht erfasst. Daniela König, Geschäftsführerin der Managementberatung Mühlenhoff und Partner, glaubt aber, dass die Zahl der Probezeitentlassungen in einer wirtschaftlichen Schwächephase nach oben geht: "Eine Reihe von Unternehmen ist von dieser Krise und von ihrer Heftigkeit geradezu überrollt worden", sagt sie. "So mancher hat sich da selbst überholt und noch am Ende der Boomphase in großem Stil Leute eingestellt." Etliche seien noch in der Probezeit. Selbst außerhalb konjunktureller Tiefs sei die Probezeitkündigung als Möglichkeit des "schnellen Stellenabbaus" nicht unbekannt. "Beispielsweise wenn überraschend Unternehmen aufgekauft oder zusammengelegt werden und in großem Stil Synergien entstehen, aber die Personalplanung noch ohne diese Synergien gemacht ist." Insgesamt seien Probezeitler "schlicht das schwächste Glied in der Kette".

Dass sie nicht allein sind mit ihrem Schicksal, besänftigt die Betroffenen wenig. "In der Probezeit rauszufliegen - das passiert doch normalerweise, wenn man Mist baut, schlechte Arbeit abliefert, faul ist", sagt die entlassene Kommunikationsexpertin. "Deshalb habe ich extreme Selbstzweifel bekommen. Ich habe mich ständig gefragt, was ich falsch gemacht habe und wo ich die Erwartungen nicht erfüllt habe."

"Eine Entlassung ist immer ein Schock", sagt Bettina von Schorlemer. Die Diplompädagogin und Psychotherapeutin leitet eine private Therapie- und Coachingpraxis, das "Frankfurter Beratungsinstitut". Das Problem mit den Probezeitkündigungen sei: "Die Wirtschaftskrise können wir mit dem Verstand begreifen. Dass an den naheliegenden Stellen Personal abgebaut wird, erscheint uns logisch. Die eigene Entlassung bleibt trotzdem etwas Hochemotionales." In der Probezeit komme hinzu, dass dem Rausschmiss noch stärker der fahle Beigeschmack des Scheiterns anhafte. "Emotionen lassen sich nicht einfach an- und ausknipsen", sagt von Schorlemer. "Das wird für viele zum ernsthaften Problem." In den ersten vier Monaten des Jahres 2009 haben Bettina von Schorlemer und ihr Kollege 20 Prozent mehr Therapien und Coachings geleitet, die wegen Kündigungen in der Probezeit stattfanden als im Vorjahr. Besonders groß seien die Sorgen nach wie vor in der Finanzbranche.

Ein Beispiel für ein Unternehmen, das wegen seiner Probezeitkündigungen in die Schlagzeilen geraten ist, ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC). Wie zu hören ist, sind dort im März 2009 verstärkt Fälle aufgetreten: Ende März teilte PwC mit, die Quote der Übernahmen nach der Probezeit betrage "derzeit 60 Prozent". Demnach dürfte die Quote der Probezeitentlassungen zu diesem Zeitpunkt bei 40 Prozent gelegen haben.

Über das gesamte Geschäftsjahr betrachtet, relativiere sich diese Zahl allerdings, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit: Im aktuellen Geschäftsjahr (1. 7. 2008 bis 30. 6. 2009) werde die Quote der Mitarbeiter, die nach ihrer Probezeit nicht in ein festes Anstellungsverhältnis übernommen wurden, im Schnitt 13,5 Prozent betragen. In der Mitarbeitergruppe der jungen Hochschulabsolventen, die das Gros der Neueinstellungen ausmachte, liege diese Quote bei 16,8 Prozent.

Das ist mehr, aber nicht unbedingt exzessiv mehr, als die Konkurrenz vermeldet: Im Hause KPMG ist von "rund 10 Prozent" die Rede, Deloitte spricht von Entlassungen in der Probezeit "in einer Größenordnung kleiner 10 Prozent" und Ernst & Young teilte mit, die Quote dort bewege sich im "niedrigen einstelligen Prozentbereich". Anders als die anderen großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gibt PwC jedoch offiziell zu: "In Bereichen, die konjunkturell bedingt eine dauerhaft niedrige Auslastung verzeichnen, kann es vorkommen, dass trotz guter Leistungen in der Probezeit eine Übernahme nicht möglich ist."

Ob Marketingexperte oder Wirtschaftsprüfer, ob junger Absolvent oder Wechsler mit Berufserfahrung: "Für den Einzelnen ist so eine Kündigung, bevor man richtig angefangen hat, natürlich ein enormer Einschnitt", erklärt Managementberaterin König. "Man denkt, man hat's geschafft, den Traumjob angetreten und dann ist der schöne Traum jäh wieder zu Ende."

"Noch ein paar Tage vor meiner Entlassung ist mir von verschiedenen Seiten versichert worden, dass ich mir keine Sorgen über eine Weiterbeschäftigung nach der Probezeit machen müsse", berichtet ein Betriebswirt, der anonym bleiben möchte. Im internen Bewertungssystem seines Unternehmens habe er durchweg gute Leistungen erzielt. In einem Feedback-Gespräch sei gar die Formulierung gefallen, er gehöre zu den "Top-Leuten" seines Jahrgangs. "Als ich zum Chef zitiert wurde, ließ man mich in dem Glauben, es handle sich nur noch um das formale Absegnen der Vertragsverlängerung." Dann kam der Schock: "Vor der Tür meines Vorgesetzten warteten schon fünf oder sechs Kollegen, die auch alle noch in der Probezeit waren - alle entlassen. Mein Gespräch mit dem Chef dauerte nur drei Minuten. Es hieß, die wirtschaftliche Lage zwinge die Firma dazu, mir zu kündigen. An den Leistungen liege es nicht. Ich war zu baff, um etwas Nennenswertes zu erwidern."

"Sich in einer solchen Situation wirksam zu wehren ist schwierig", sagt der Fachanwalt für Arbeitsrecht Ferdinand Brüggehagen. Das Problem: Beschäftigte, die weniger als sechs Monate in einem Betrieb arbeiten, haben noch keinen Kündigungsschutz nach dem Kündigungsschutzgesetz. In der Probezeit können sie ohne Angabe von Gründen entlassen werden. Einige "seidene Fäden", um eine Klage aufzuhängen, gebe es dennoch. "Wenn ein Unternehmen 50 Leute von der Konkurrenz abwirbt, aber schon in dem Moment weiß, dass es maximal in der Lage ist, sie vier Monate zu beschäftigen, würde ich eine Klage wegen Rechtsmissbräuchlichkeit versuchen", sagt Brüggehagen. "Wenn nur Frauen in der Probezeit rausfliegen und alle Männer bleiben dürfen, würde ich mich auf Sittenwidrigkeit berufen." In der Regel aber seien Klagen gegen Probezeitkündigungen schwer zu begründen. "Da reden wir von Raritäten", sagt Brüggehagen. Dem gekündigten Betriebswirt fällt dazu nur eines ein: "Ich habe keine Rechtsschutzversicherung."

Wie also reagieren? "Das Selbstbewusstsein nicht verlieren", rät Managementberaterin König. Man dürfe nicht vergessen: "Bei diesen Leuten handelt es sich um einen sehr marktfähigen Personenkreis." Der gekündigte Betriebswirt kann das bestätigen. Er ist inzwischen schon wieder in Lohn und Brot. "Bei Bewerbungsgesprächen habe ich offen angesprochen, was mir passiert ist. Egal, wo ich hinkam - alle in der Branche waren informiert und zeigten Verständnis für meine Lage." Schon zwei Wochen nach seiner Entlassung hatte er zwei Angebote auf dem Tisch, zwischen denen er wählen konnte.

Die Kommunikationsexpertin hat noch keine neue Stelle. Sie ist erst mal in den Urlaub gefahren - "ganz weit weg, um den Kopf klarzukriegen". Jetzt hat sie das Bewerben zum Vollzeitjob gemacht. Fast täglich schickt sie eine neue Mappe raus, sichtet Stellenangebote oder trägt sich in Datenbanken ein. "Ich bin sehr aktiv", sagt sie. "Aber ob ich in der momentanen Wirtschaftslage bald einen ähnlich guten Job finde, steht in den Sternen."

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.06.2009, Nr. 134, S. C1


Dienstag, 16. Juni 2009

Wirtschaftspsychologie / Michael Dell



Jede Krise zeigt, dass Wirtschaft aus einer großen Dosis Psychologie besteht. Für Marktforschung, Marketing und Personalmanagement dürften deshalb die Kenntnisse interessant sein, die im neuen Bachelor-Studiengang Wirtschaftspsychologie an der Rheinischen Fachhochschule in Köln vermittelt werden .In Vollzeit ist er auf sechs Semester angelegt, in Teilzeit auf acht. Eine Informationsveranstaltung findet am 18. Juni statt (Donnerstag, 18.06.2009, 17:00 Uhr, RFH - Schaevenstraße 1b, 50676 Köln, Raum S 205).

Mehr unter: www.rfh-koeln.de bzw.
http://www.rfh-koeln.de/de/aktuelles/infoabende/20090618.php


„Er formte aus seiner Ein-Mann-Firma einen Weltkonzern – und zog sich zurück. Nun will Michael Dell die Computerszene noch einmal aufmischen. (..)

Auf der Kommandohöhe gibt Dell für Dell die Richtung vor. Das machte er seit seiner Kindheit. Mit acht Jahren hatte er eine Briefmarkensammlung, mit zehn tauschte er die erste Marke, mit zwölf baute er ein Mailorder-System für Philatelisten auf. Das brachte ihm über eine Vermittlungsgebühr in vier Jahren 2000 Dollar. Sein schönster Gewinn, wie er bis heute meint. Mit sechzehn besserte er seine Einnahmen durch das Austragen von Zeitungen auf. Er bemerkte schnell, dass ihm das Vermitteln von Abonnements mehr brachte als das Austragen der heimischen Presse, kontaktierte zugezogene Familien mit einer eigenen Direktwerbekampagne, verkaufte in zwei Jahren Tausende Abos und kassierte die Prämien der Zeitungen. Damit verdiente er 18.000 Dollar. Am Tag, an dem er volljährig wurde und sich an der Universität von Texas für ein medizinisches Studium einschrieb, fuhr er mit einem BMW vor. An der Universität studierte er tagsüber Anatomie und schraubte nachts Computer zusammen. Die erste Maschine hatte er drei Jahre zuvor von seinen Eltern erhalten. Nach einer Woche hatte Dell den 3000-Dollar-Computer auseinander- und wieder zusammengebaut. Nun wusste er, was eine zentrale Steuereinheit, was ein Motherboard und was ein Arbeitsspeicher war. Vor allem aber wusste er, dass er seine Zukunft in Händen hielt.

Dell ließ sich damals, wie so viele, von dem zehn Jahre älteren Apple-Chef Steve Jobs inspirieren. Wie Jobs in den Siebzigern setzte Dell in den Achtzigern alles auf Computer; wie einst Jobs schmiss auch er das Studium; wie Jobs ging auch Dell seinen Weg. Er hatte sich noch als Student von seinen Eltern 1000 Dollar geliehen, auf dem Campus die „PC Ltd.“ gegründet und von seinem Zimmer im Studentenheim aus die ersten selbstgebauten Computer verkauft. Die Teile dafür hatte er sich in Elektronikläden besorgt. So konnte er Rechner nach Wunsch seiner Kunden bauen. Massenware in einer Maßschneiderei. Darüber hinaus setzte Dell auf Direktvertrieb, erst via Telefon, später per Internet. Er garantierte die Lieferung der mausgrauen Computer binnen eines Monats und versprach unter Umgehung des Händlernetzes niedrigere Preise.

Das Geschäft lief. Im ersten Jahr setzte Dell 6 Millionen Dollar um. Für die Expansion des Geschäfts erhielt er von seiner Familie eine viertel Million. Er verließ die Uni, schaltete für seine Rechner landesweit Anzeigen in Zeitungen im Wert Zehntausender Dollar und versechsfachte im zweiten Jahr die Erlöse der PC Ltd. Um der Auftragsflut Herr zu werden, zog Dell in Austin seine erste Fabrik hoch. Da war er 20 Jahre alt. Mit 27 Jahren war er der jüngste Vorstandschef eines Unternehmens auf der amerikanischen Fortune-500- Liste. Computer seines Hauses galten als die besten mit einem WindowsBetriebssystem und einem Intel-Chip. Dell ist heute noch stolz. Er lehnt sich zurück, spielt mit einem Kugelschreiber und den Erinnerungen. ....“

Mehr unter:
http://berufundchance.fazjob.net/s/Rub2309A3DB4F3C4474B93AA8610A24AE0A/Doc~EF53CAA5572634619B85A9DB334E9C185~ATpl~Ecommon~Scontent.html
und
http://berufundchance.fazjob.net/s/Rub2309A3DB4F3C4474B93AA8610A24AE0A/Doc~EEA69C6B58F0C45D88DCDBD788096966B~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Montag, 15. Juni 2009

Aus dem Friedrich-August-von-Hayek-Brevier


„Denn wer etwas zu eigen hat, sei es auch noch so wenig, verfügt zugleich über die Grundlage, auf der sich eine eigenständige Persönlichkeit bilden und eine eigenständige Umgebung schaffen läßtm, in der sich spezifische individuelle Ziele verfolgen lassen“

Entnationalisierung des Geldes, Tübingen 1977, Verlag J.C. B. Mohr (Paul Siebeck), S. 66


Geistige Unabhängigkeit und Charakterstärke findet man selten bei Menschen, die nicht darauf rechnen können, aus eigener Kraft ihr Glück zu machen.“

Der Weg zur Knechtschaft, 2. Aufl. München 1971, Verlag Moderner Industrie, S. 156


Sonntag, 14. Juni 2009

Eine Woche danach - Kommentare zu dem Europawahlergebnis / Inflation



"Inflation erstmals wieder auf null" - was so alles berücksichtigt wird ...






Kommentare zu den Ergebnissen der Europawahl und zum Artikel „Nach der Wahl - Verbitterung im europäischen Establishment“ von Von Nikolas Busse, FAZ, 8.06.2009 unter


http://www.faz.net/s/Rub4D092B53EEAA4A45A7708962A9AD06AF/Doc~EC2286E2D03BF4400A3AD68596A92C5F2~ATpl~Ecommon~Scontent.html


zum Beispiel:


Zurück zur Renaissance

Minus 6% für die merkeldenaturierte, entbürgerlichte, sozialdemokratisierte CDU - allein das ist bereits ein erfreuliches Ergebnis der EU-Wahl; noch mehr natürlich, daß die Zahl der Gegner des Lissabon-Vertrages im neuen EU-Parlament zunehmen wird. Das Minus für die SPD-Genossen kann kaum betrüben, zumal ein gerne geifernder Jakobiner den SPD-Spitzenkandidaten gegeben hat.
Die Lissabon-Vertragsgegner sollte die FAZ aber nicht Euro-Skeptiker nennen, die angestrebte Lissabon-EU und Europa sind zwei Schuhe. Es gibt sogar vorbildliche europäische Staaten, die nicht der EU angehören, die Schweiz vor allem. Ich lehne die angestrebte Lissabon-EU ab, ich lehne eine forcierte Zentralisierung der EU ab und ich befürworte eine Renaissance Europas durch eine Besinnung auf die europäische Renaissance, eine Zeit der Hochblüte der europäischen Kultur, als Polyzentrismus und Wettbewerb der europäische Lebensquell waren."

"Insofern ist die gestiegene Zahl der Lissabon-Vertragskritiker erfreulich: rund 66 Sitze.“


Samstag, 13. Juni 2009

Der Juni


von Erich Kästner

Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.
Kaum schrieb man sechs Gedichte,
ist schon ein halbes Jahr herum
und fühlt sich als Geschichte.

Die Kirschen werden reif und rot,
die süßen wie die sauern.
Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub,
so sehr wir es bedauern.

Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.
Aus Herrlichkeit wird Nahrung.
Aus manchem, was das Herz erfuhr,
wird, bestenfalls, Erfahrung.

Es wird und war. Es war und wird.
Aus Kälbern werden Rinder
Und weil's zur Jahreszeit gehört,
aus Küssen kleine Kinder.

Die Vögel füttern ihre Brut
und singen nur noch selten.
So ist's bestellt in unsrer Welt,
der besten aller Welten.




Freitag, 12. Juni 2009

Sichtbare Zellschäden

Sichtbare Zellschäden nach Alkoholgenuss


Drei Gläser Bier oder zwei Gläser Wein, was etwa 0,5 Promille im Blut entspricht, verursachen zellschädigende Effekte im Gehirn, die leicht nachweisbar, aber bei diesen Alkoholmengen noch reversibel sind. Das haben Radiologen um Armin Biller vom Universitätsklinikum Heidelberg gezeigt. Im "Journal of Cerebral Blood Flow and Metabolism" berichten sie, welche Veränderungen sich mit der Magnetresonanzspektroskopie bei jungen Frauen und Männern mit steigendem Alkoholgenuss zeigen. Rasch schaltet der Stoffwechsel zur Energiegewinnung von Glukose auf Alkohol um. Bei höherer Dosis verschwanden schützende Moleküle wie Kreatin, Aspartat und Cholin, das die Wände der Nervenzellen schützt.


Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.06.2009, Nr. 132, S. N1