Alle wollen ins Marketing, kaum einer in den Vertrieb. Verkaufen hat in Deutschland ein schlechtes Image. Zu Unrecht, sagen Personalfachleute.
Von Julia Löhr
Willi ist der Beste. Ein ganzer Film über das Leben eines Vertreters. Unzählige Zuschauer haben Tränen darüber gelacht, wie Heinz Erhardt in "Unser Willi ist der Beste" einen pensionierten Finanzbeamten mimt, der sich als Vertreter ...
Auch jenseits der Karrierechancen gibt es durchaus einige Argumente, mit denen sich Nachwuchs für den Beruf des Verkäufers begeistern lassen könnte. Das wären zum einen die Verdienstchancen. Wer im Vertrieb arbeitet, wird variabel bezahlt. Wer viel verkauft, kann sein Gehalt überdurchschnittlich steigern. Die Vergütungsberatung Personalmarkt hat ausgerechnet, dass ein Vertriebsleiter mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung im Schnitt auf ein Jahresgehalt von 115 600 Euro kommt. Ein Marketingleiter mit der gleichen Berufserfahrung kommt dagegen nur auf durchschnittlich 93 300 Euro. Außerdem erhalten gute Vertriebler oft schnell Mitarbeiterverantwortung. Und ein Dienstwagen ist nahezu selbstverständlich, wie mancher Marketingbeauftragte neidvoll feststellt.( ...)
Wie aber lässt sich erreichen, dass es überhaupt Absolventen versuchen? "Letztlich kann man das schlechte Image des Vertriebs nur durch eine Initiative der großen Konsumgüterhersteller und der Hochschulen verändern", meint Personalberater Kleinen. Nur gemeinsam ließe sich zeigen, dass Verkaufen im 21. Jahrhundert wenig mit Willi Winzigs Dampfplauderei zu tun hat. Dass sich schnell etwas ändern wird, glaubt er aber nicht. "Wir führen diese Diskussion schon seit zwanzig Jahren. Nur der Druck wird immer größer."
Text: F.A.Z., 27.02.2010, Nr. 49 / Seite C1
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