Montag, 22. Februar 2010

"Das verborgene Geheimnis einer Melodie entdecken"


WDR3, Musikfeature, Sonntag, 21.02.10 um 15:05 – 16:00 Uhr


Ketil Bjørnstad – norwegischer Pianist, Komponist und Autor

Der Norweger Ketil Bjørnstad ist ein kreatives Multitalent: Jazz- und Klassikpianist, Komponist, Musik- und Literaturkritiker, Übersetzer und Autor. Über 50 Alben hat er seit 1972 veröffentlicht - darunter Filmmusik für Jean Luc Godard. Und er hat mehr als 20 Bücher geschrieben. In die letzten zwei Bände fließt auch seine Erfahrung als junger klassischer Musiker ein. Er ist ein Grenzgänger, der Thelonious Monk, Franz Schubert, Joni Mitchell, J.S. Bach und den frühen Miles Davis als seine musikalischen Vorbilder bezeichnet.

Bjørnstad absolvierte die Ausbildung zum klassischen Pianisten und debütierte als Sechszehnjähriger mit Bartóks drittem Klavierkonzert. Fünf Jahre später verabschiedet er sich von der Karriere als klassischer Konzertpianist. Er möchte improvisierend neue Klänge erkunden. Weltweit bekannt machte ihn der „Wassermusik-Zyklus“: in Aufnahmen wie „The Sea“ oder „The River“, erkunden Bjørnstad und sein Quartett musikalisch die Energie des Meeres und der Flüsse.

Heute gilt der 57-Jährige als ein Musiker, der als Solist und als Ensemble-Mitglied in den unterschiedlichsten Formationen neue Klanglandschaften verdichtet zu einer intimen Poesie zwischen Jazz und Klassik.


Informationen und Hörprobe unter:

http://www.wdr3.de/musikfeature/details/artikel/das-verborgene-geheimnis-einer-melodie-entdecken.html

The River
(1997, ECM/Universal 531.170.2)

Oft sind es gerade die stillen und unscheinbaren Aufnahmen, die am nachhaltigsten wirken. Auf »THE RIVER« – einer weiteren Folge seines Wasser-Zyklus – tat sich Bjørnstad nur mit Cellist David Darling zusammen, während er doch ansonsten meist noch Gitarrist Terje Rypdal und Trommler Jon Christensen in sein Ensemble holt.

Bjørnstads Konzeptalben über Wasser, von denen »THE RIVER« weder das erste noch das letzte war, präsentieren sich als klangmalerische Bilder mit perfekt gewähltem Thema: Sie zeigen nur unmerkliche Veränderungen und stellen das langsame Dahintreiben mit beispielloser Effizienz dar – kein Ton ist hier zuviel. Hinzu kommt, dass sich der fließende Charakter des Cello und der tröpfelnde Anschlag des Flügels ideal ergänzen: eine klug gewählte Besetzung ... und eine schwerelose Platte zum Eintauchen und Treibenlassen; irgendwo zwischen der pianistischen Brillanz von Keith Jarrett und der Klangmalerei von Paul Winter.


The Sea II
(1998, ECM/Universal 537.341-2)

Das nasse Element lässt Bjørnstad nicht mehr los. Nicht mehr ganz so eindringlich und klangbildnerisch, dafür mit einer Traum-Mannschaft brandet »THE SEA II« heran: Cellist David Darling addiert eine kontemplative, ja meditative Komponente, und der große Jon Christensen, Meister der Beckenarbeit, zeichnet sensibel die Gezeiten des Wassers nach. Terje Rypdal bleibt meist im Hintergrund, doch wenn er an die Saiten gebeten wird, beschwört er dramatische Wechsel und die unkontrollierbare Gewalt des Wassers.

Die Kompositionen wirken insgesamt nicht mehr so schlüssig wie sonst bei diesem melodisch denkenden Pianisten üblich, was aber auch am Konzept der Band liegt. Improvisation spielt eine zentrale Rolle; eine feste oder wenigstens erkennbare Metrik findet man kaum. Wie auch – bei Wasser?

Informationen über diese und weitere Alben unter:

http://www.nordische-musik.de/musiker.php?id_musiker=9

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