Samstag, 17. Dezember 2011

Ist das die Liebe? - Paзве ли это любовь?

Familienbild 1887

Ist das die Liebe?
Die Ehe von Lew Tolstoi und seiner Frau Sonja:
Aus Tagebüchern und Briefen
Von Andrea Clemen
Regie: Ulrich Gerhardt
Komposition: Daniel Dieckmais
Mit Bibiana Beglau, Ernst Jacobi


"Bis um drei Uhr wach gelegen. Wie ein 16-jähriger vor mich hin geträumt, mich gequält. Ist das die Liebe?" Diesen Stoßseufzer notiert Tolstoi im Tagebuch, nachdem er 1862 Sonja Bers kennengelernt hatte, die mit ihrer Familie auf einem Nachbargrundstück den Sommer verbringt. Sonja ist 18, Tolstoi 34. Er ist rasend verliebt, er macht ihr einen Antrag und wird erhört. Am 17. September wird die Verlobung bekannt gegeben. Am 23. September findet die Hochzeit statt. So beginnt eine 48 Jahre dauernde Ehe, die man die stürmischste Ehe der Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts genannt hat.



DEUTSCHLANDFUNK

Ehepaar im September 1910
am 48. Hochzeitstag 



Sofja Andrejewna Behrs wuchs im Kreml in einer Familie auf, in der ihr Urgroßvater Hans Behrs vom preußischen König Mitte des 18. Jahrhunderts als Instruktor in die Armee der Zarin Elisabeth nach Russland entsandt worden war, ihr Vater war Arzt im Kreml. Die Mutter war Ljubow Alexandrowna, geb. Islawinoj (1826-1886). Sofja war die zweite von drei Töchtern. Sie legte zu Beginn der sechziger Jahre die Prüfung zur Hauslehrerin ab.

Mit achtzehn Jahren machte ihr der 16 Jahre ältere, zu dieser Zeit bereits literarisch erfolgreiche Graf Tolstoi, der ein Bekannter der Familie war, einen Heiratsantrag. Die Verlobungszeit war knapp eine Woche, am 23. September 1862 heirateten sie im Kreml in der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale. Tolstaja zog auf Tolstois Landgut Jasnaja Poljana.

Ihre jugendlichen Schreibversuche gab sie auf und verbrannte diese und ihre Tagebücher. Tolstoi wiederum gab ihr seine Tagebücher zu lesen, aus denen sie entnehmen konnte, dass er vor dieser seiner großen Liebe schon viele Frauen gehabt hatte (diese Szene wiederholte er dann später literarisch in Anna Karenina und im 5. Kap. der Kreutzersonate).

Tolstoja war sechzehnmal schwanger, hatte drei Fehlgeburten, von den dreizehn Kindern erreichten acht das Erwachsenenalter, eine Empfängnisverhütung lehnte Leo ab. Für Tolstoi las sie mit großer Begeisterung die Entwürfe zu seinem Roman Krieg und Frieden und fertigte sieben Reinschriften an. In der Phase der Entstehung der Anna Karenina starben drei der Kinder und zwei Tanten und Sofja erkrankte schwer, so dass eine gemeinsame Arbeit nicht möglich war. In den achtziger Jahren zog die Familie nach Moskau, um den Kindern eine Ausbildung in der Stadt zu ermöglichen, das Ehepaar entfremdete sich zunehmend. „Er entfernte sich, aber nicht im alltäglichen Leben, sondern in seinen Schriften, seinen Predigten an die Menschen, wie man leben solle“.

Der Roman Die Kreutzersonate entstand um 1890, da waren die beiden 25 Jahre verheiratet. Es wird ein krankhaft eifersüchtiger Mann dargestellt, der sich der Versuchung durch die weibliche Sexualität hilflos ausgesetzt sieht und der sich nur durch Mord aus den Fesseln der Ehe und der Sinnlichkeit befreien kann. Sie sei die Quelle seiner Lust, er sei die Quelle ihres Auskommens.

In der Leseöffentlichkeit wurde die Frau mit Sofja gleichgesetzt. Obwohl Tolstaja sich durch die Darstellung zutiefst gedemütigt sah, setzte sie sich doch bei der Zensurbehörde für das Werk ein, in der vergeblichen Hoffnung, dass durch eine Veröffentlichung die durch Abschriften des Manuskripts bereits kursierenden Gerüchte sich auflösen würden. Sie schrieb einen Gegenentwurf: „Wessen Fehl? Die Erzählung einer Frau. (anläßlich der „Kreutzersonate“ Lew Tolstois. Niedergeschrieben von der Gattin Lew Tolstois in den Jahren 1892/1893)“, aber es kam nicht zu einer Veröffentlichung.

Die Krise der Ehepartner wurde dramatisch, als Tolstoj sich von jeglichem Besitz trennen wollte. Zuletzt verließ er mit seinem „Schüler“, dem slowakischen Arzt Dušan Makovický das Gut Jasnaja Poljana und starb unter den Augen der herbeigeeilten Weltöffentlichkeit auf einer Bahnhofsstation.

Sie überlebte Tolstoi um neun Jahre.

Sie hinterließ eine große Sammlung von eigenen Fotografien, sowie Tagebücher und Erinnerungen. Der Gegenroman zur „Kreutzersonate“ wurde mit einhundert Jahren Verspätung in Russland herausgegeben und 2008 unter dem Titel „Eine Frage der Schuld“ ins Deutsche übersetzt. Ihr Kurzroman "Lied ohne Worte", den sie in den Jahren 1897–1900 niederschrieb, erschien 2010 als Weltpremiere in deutscher Übersetzung. Das Werk ist in Russland bis heute unveröffentlicht.

Quelle: Wikipedia



Das Grab Lew Tolstois in Jasnaja Poljana

Brief von Tolstoi an seine Frau, gelassen bei seinem Verlassen von Jasnaja Poljana am 28. Oktober 1910. Sie hat ihn nicht mehr lebend gesehen.

Письмо Л.Н. Толстого жене, оставленное перед отъездом из Ясной Поляны:

1910 г. Октября 28. Ясная Поляна.

Отъезд мой огорчит тебя. Сожалею об этом, но пойми и поверь, что я не мог поступить иначе. Положение мое в доме становится, стало невыносимым. Кроме всего другого, я не могу более жить в тех условиях роскоши, в которых жил, и делаю то, что обыкновенно делают старики моего возраста: уходят из мирской жизни, чтобы жить в уединении и тиши последние дни своей жизни.
Пожалуйста, пойми это и не езди за мной, если и узнаешь, где я. Такой твой приезд только ухудшит твое и мое положение, но не изменит моего решения. Благодарю тебя за твою честную 48-летнюю жизнь со мной и прошу простить меня во всем, чем я был виноват перед тобой, так же как и я от всей души прощаю тебя во всем том, чем ты могла быть виновата передо мной. Советую тебе помириться с тем новым положением, в которое ставит тебя мой отъезд, и не иметь против меня недоброго чувства. Если захочешь что сообщить мне, передай Саше, она будет знать, где я, и перешлет мне, что нужно; сказать же о том, где я, она не может, потому что я взял с нее обещание не говорить этого никому.

Лев Толстой.

28 октября.
Собрать вещи и рукописи мои и переслать мне я поручил Саше.
Л. Т.
(ru.wikipedia.org)

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