Sonntag, 18. Dezember 2011

Vierte Advent - Gut und Böse - rechts und links

Wasserstand im Rhein - ziemlich hoch
Jenseits von Gut und Böse

"Auf den ersten Blick taugt die traditionelle ideologiepolitische Unterscheidung zwischen links und rechts nur noch wenig. Der zweite Blick führt in fast märchenhafte Tiefen."

Artikel von Professor Dr. Hermann Lübbe, FAZ - 16.12.2011

aus Teil 1:
„Protestlergruppen, die im Gleichschritt marschieren, gelten als rechtsgerichtet, wallende Mengen hingegen sind links einzuordnen, und das erst recht, wenn sie gar Kleinkinder mit sich führen, die Fähnchen schwenken. (...) Respekt vor Geltungshierarchien, so will es die gemeine Meinung, ist eher rechts verbreitet, links hingegen demonstrative correctnessbewachte Egalität. „Christinen“ findet man links. Rechts ist man, Frau oder Mann, „Christ“ geblieben.“
 
aus Teil 3:
„.. dazu wird der Bürger statt bei seinen handfesten Interessen sogleich für die höchsten Werte in Anspruch genommen. Sogar verfügbare energiepolitische Optionen werden kurzerhand auf diejenigen reduziert, die just als schöpfungsbewahrungsdienlich gelten. Das Votum der Ethik-Kommission durchhaut den Knoten der Sachprobleme, die nach Für und Wider von den Kosten bis zu den technischen und naturalen Kausalitäten politisch in den zuständigen Institutionen und Gremien zu erörtern und dann zu entscheiden gewesen wären. Für die Merkwürdigkeit, in politischen Auseinandersetzungen um währungs- und geldpolitische Fälligkeiten das Großziel des Friedens in Anspruch zu nehmen, gilt Analoges.

Der Strom bring viel Leckeres mit
Die Schadenfolgen solcher Moralisierung der Politik sind beträchtlich. Politische Ansichtssachen über Nutzten und Nachteil werden zu Gesinnungsalternativen in der Wahl zwischen Gut und Böse erhoben. (...)

Mit der Dynamik und Komplexität unserer zivilisatorischen Lebensverhältnisse wächst zugleich wie nie zuvor die Vielfalt der Interessen, Betroffenheiten und Befindlichkeiten der Bürger, die man über seine gewählten Repräsentanten hinaus auch durch sich selbst vertreten sein lassen möchte. Kurz: Der Ruf nach direktdemokratischen Entscheidungsverfahren wird lauter.

Einsichten in Wahrheit und höhere Moralität lassen sich damit nicht erreichen, wohl aber höhere Grade unwidersprechlicher Legitimität neuer Verbindlichkeiten durch Stimmenmehrheit. Ebendarauf sind Demokratien in einer Zivilisation angewiesen, in der die Pluralität alternativer, auch konkurrierender Lebensformen und die Fülle unserer wechselseitigen Abhängigkeiten diskursiv längst uneinholbar geworden sind.“ 

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