Montag, 18. Januar 2010

Grauer Wintertag



von HERMANN HESSE


Es ist ein grauer Wintertag,

Still und fast ohne Licht,

Ein mürrischer Alter, der nicht mag,

Daß man noch mit ihm spricht.


Er hört den Fluß, den jungen, ziehn

Voll Drang und Leidenschaft;

Vorlaut und unnütz dünkt sie ihn,

Die ungeduldige Kraft.


Er kneift die Augen spöttisch ein

Und spart noch mehr am Licht,

Ganz sachte fängt er an zu schnei’n,

Zieht Schleier vors Gesicht.


Ihn stört in seinem Greisentraum

Der Möwen grell Geschrei,

Im kahlen Ebereschenbaum

Der Amseln Zänkerei.


All das Getue lächert ihn

Mit seiner Wichtigkeit;

Er schneielet so vor sich hin

Bis in die Dunkelheit


1 Kommentar:

Kerstin hat gesagt…

war sehr schön das gedicht.ich suchte es als lösungshilfe beim rätseln.dankeschön