Sonntag, 24. Januar 2010

In uns ist der Quell ...


St. Rochus - Bonn-Duisdorf


Plutarch – Von der Ruhe des Gemütes


„Wenn verzagte Seekranke unterwegs in der Hoffnung auf Besserung vom Kahn in ein Frachtschiff, vom Frachtschiff auf eine Galeere umsteigen, so erreichen sie damit nichts, denn ihre Galle und ihre Angst gehen überall mit hin. Ebensowenig kann ein Wechsel der Lebensweise die Seele von den Gründen ihrer Ängste und Nöte befreien, die in Unerfahrenheit und Unbedachtsamkeit und in der Unfähigkeit, sich in eine Lage zu schicken, bestehen. Dies beunruhigt Reiche wie Arme, Verheiratete werden dadurch wie Ledige gequält. Um ihretwillen flieht man die Öffentlichkeit und findet dann wieder die tatenlose Ruhe unerträglich. Aus solchen Gründen jagt man an Höfen hinter Rang und Auszeichnung her, die dem Erfolgreichen aber bald zur Last werden (...)

Vernunft und Einsicht helfen so, uns in behaglichem Gleichmut jeder Lebenslage anzupassen. (...)

Der Schuh muß sich nach dem Fuß richten und nicht umgekehrt, so muß sich das jeweilige Leben nach der Gemütsart des Menschen gestalten. Nicht die Gewohnheit macht, wie man behauptet hat, die Lebensart angenehm, die man als beste erwählte, sondern die Klugheit macht jedes Leben zum besten und angenehmsten. In uns ist der Quell, aus dem die Heiterkeit kommt, die wir rein und lauter halten müssen, damit wir, mit den äußeren Umständen vertraut und bekannt geworden, sie ohne Verdrießlichkeit ertragen.
Du sollst dich nicht erzürnen über diese Welt:
Sie kümmert sich nicht drum. So ordne, was da kommt,
in deine kleine Welt und du wirst glücklich sein! * “
* Zitat aus Euripides’ verlorener Tragödie Bellerophon

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